imageDie NZZ hat Arbeitgeber-Präsident Valentin Vogt zu diversen politischen Themen befragt. Die Beschäftigung der “Ü 55” gehörte auch dazu. Auszüge:

Herr Vogt, Sie gehören zu den Ü 55 – verstehen Sie die Sorge Ihrer Altersgenossen, vom Arbeitsmarkt zunehmend verschmäht zu werden?
Ich verstehe den Einzelfall. Ich coache selber jeweils vier, fünf Ü 55, und mir geht deren Schicksal auch nahe. Das Problem ist wie so oft, dass man vom Einzelfall auf das System schliesst.

Das System ist nicht krank?
Es sind 24 000 Personen betroffen. Der Arbeitsmarkt umfasst 5 Millionen Erwerbstätige. Was Fakt ist: Wird man im fortgeschrittenen Alter arbeitslos, dauert es deutlich länger, bis man wieder eine Stelle findet.

Und wie ist dem beizukommen?
Die Ü 55 müssen ihren Teil auch dazu beitragen. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Leute zum Teil verklärte Vorstellungen vom Arbeitsmarkt haben. Dass ihnen quasi ein Job zustehe und auch das bisherige Gehalt. Viele können zudem nicht mit der Vergangenheit abschliessen, sind oft voller Zorn und erschweren sich so selbst die Stellensuche.

Wollen Sie damit sagen: Die Ü 55 sind selber schuld?
Nein. Auch bei den Arbeitgebern muss ein Mentalitätswandel stattfinden. Es ist letztlich eine Frage der ökonomischen Vernunft: In den nächsten zehn Jahren werden zirka eine Million Erwerbstätige pensioniert, und die jüngeren Jahrgänge sind zahlenmässig kleiner. In zehn Jahren werden uns 400 000 Mitarbeitende fehlen. Wir werden die Ü 55 also schlicht und ergreifend brauchen.

  NZZ / Zahlen zu den älteren Arbeitnehmern 2017