Hansueli Schöchli befasst sich in der NZZ mit den Gründen für die deutlich höhere Lebenserwartung der Frauen, deren Pensionierungsalter trotz heftiger Gegenwehr neu auf jenes der Männer angehoben werden soll. Schöchli schreibt:

Eigentlich ist es eine verkehrte Welt: Die Frauen leben im Durchschnitt deutlich länger als die Männer, und trotzdem haben sie derzeit noch ein tieferes Pensionierungsalter. Die neusten Daten der Bundesstatistiker veranschlagen die derzeitige Geschlechterdifferenz in der Lebenserwartung bei Geburt auf gut vier Jahre (84,5 gegenüber 80,1 Jahren) und für 65-Jährige auf etwa drei Jahre (22 gegenüber 19 Jahren). Die in der laufenden Rentenreform vorgesehene Erhöhung des Rentenalters der Frauen von 64 auf 65 und damit auf das Niveau der Männer ist deshalb eine Selbstverständlichkeit.

Oft ist zu hören, dass die Frauenlöhne im Mittel deutlich unter den Männerlöhnen lägen und deshalb der Frauenbonus in Sachen Rentenalter als Kompensation gerechtfertigt sei. Mit diesem Argument müsste man aber zum Beispiel auch einen Rentenalter-Bonus für Ausländer fordern; deren Löhne liegen im Durchschnitt deutlich unter den Bezügen der Schweizer. Und man müsste auch ein branchenabhängiges Rentenalter fordern, da die Durchschnittslöhne je nach Branche sehr unterschiedlich sind.

Konsequent zu Ende gedacht, würde man beim individuell einkommensabhängigen Rentenalter landen – welches sich aber dummerweise nicht im Voraus festsetzen liesse, da die Lohnkarriere eines Beschäftigten nicht wirklich voraussehbar ist. So führt es ins Absurde, wenn man Lohndifferenzen durch Differenzen im Rentenalter «korrigieren» wollte. Das System der Altersvorsorge sollte vielmehr in sich selber stimmig sein.

  NZZ