George Sheldon, Professor für Arbeitsmarktökonomie an der Universität Basel, befasst sich in einem Beitrag in der FuW mit der Frage, welche arbeitsmarktlichen Folgen aus einer Erhöhung des Rentenalters zu erwarten sind und allenfalls flankierende Massnahmen angezeigt wären. Zudem wird der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen die Staffelung der Altersgutschriften auf die Beschäftigungs-Chancen älterer Arbeitnehmern hat. Sheldon schreibt:

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die Arbeitsmarktlage älterer Erwerbspersonen hierzulande keineswegs so prekär ist, dass breit angelegte flankierende Massnahmen angezeigt wären. Zwar stimmt es, dass Arbeitslose von 60 Jahren oder älter länger brauchen als Jüngere, um eine neue Stelle zu finden – gegenwärtig rund zehn Monate im Durchschnitt, verglichen mit knapp sechs Monaten im Allgemeinen.

Doch Arbeitnehmer in dieser Altersklasse sind derart selten von Arbeitslosigkeit betroffen, dass ihre Arbeitslosenquote trotz der wesentlich längeren Stellensuchdauer deutlich unter dem allgemeinen Durchschnitt liegt. Im Jahr 2015 betrug die Differenz einen Prozentpunkt: 2,5% bei über 59-Jährigen, verglichen mit 3,5% allgemein. Das heisst: Arbeitslosigkeit ist unter älteren Erwerbspersonen zwar hartnäckig, aber eher eine Seltenheit und bei weitem kein weit verbreitetes Problem.

Zudem hat sich die relative Arbeitsmarktlage älterer Arbeitnehmer in den vergangenen zehn Jahren trendmässig verbessert. Sie werden gegenüber dem allgemeinen Durchschnitt noch seltener arbeitslos, suchen weniger lange nach einer neuen Stelle als früher und weisen als Folge eine fallende Arbeitslosenquote auf.

Zum Thema Altersgutschriften führt Sheldon aus:

Wer letztlich die Altersgutschrift finanziell trägt, hängt unter anderem davon ab, welcher Produktionsfaktor der Abgabenlast am leichtesten ausweichen kann: Kapital oder Arbeit. Da Kapital mobiler ist als Arbeit, trägt in der Regel Letztere die Lohnnebenkosten, und zwar unabhängig von der relativen Höhe der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerbeiträge.

In diesem Fall bleiben die Beschäftigungschancen älterer Personen durch die Altersstaffelung weitgehend unberührt. Dies ist in einer vor kurzem an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel fertiggestellten Dissertation auch bestätigt worden. In einer Auswertung von über 1 Mio. Einzelepisoden von Stellensuche im Zeitraum 1999 bis 2008 in der Schweiz findet die Arbeit keine statistisch nachweisbare negative Auswirkung der Altersstaffelung der Altersgutschriften auf den Stellensucherfolg. Ein Anzeichen dringenden Handlungsbedarfs ist das nicht.

  FuW