Die «Altersvorsorge 2020» droht gemäss Politgeograf Michael Hermann zu scheitern. Im Cash-Interview erklärt er , was am AHV-Zuschlag problematisch ist und welche Partei bei der Reform das Zünglein an der Waage spielt. Auszüge:

Wie sehen Sie die Chancen, dass die Reform durchkommt?
Ich war schon immer sehr skeptisch, dass es eine Mehrheit geben würde. Und jetzt nach dem USR-III-Nein, wo auch die Komplexität ein Problem war, bin ich noch skeptischer. Die Frage ist, ob die Reform mit diesen 70 Franken AHV-Zuschlag wirklich zu retten ist. Fraglich ist auch, ob Bundesrat Alain Berset mit dem Superpaket wirklich den richtigen Weg gewählt hat.

Was wären die Konsequenzen eines Neins?
Je länger man nichts tut, umso mehr gibt es eine Verschiebung von der zweiten in die erste Säule. Die erste Säule kann immer aufgestockt werden, bei der zweiten ist das Problem akuter. Tut man nichts, geht das immer mehr Richtung Verstaatlichung der Vorsorge. Die Linke hat daher ein latentes Interesse, möglichst lange zu blockieren. Denn je länger gewartet wird, umso mehr passiert das, was sie ohnehin möchte. Die Löcher in der Vorsorge würden dann über AHV und Steuern gestopft werden. Gleichzeitig würde die zweite Säule immer mehr ausgehöhlt.

Müssten bei einem Nein die Bestandteile der Reform einzeln, statt im grossen Paket durchgesetzt werden?
Einzelne Bestandteile alleine kämen ebenfalls nicht durch. Weil dann etwas weggenommen würde, ohne entsprechend zu kompensieren. Das deutliche Nein bei der Abstimmung über die Senkung des Umwandlungssatzes im Jahr 2010 hat dies gezeigt.

Wie müsste man künftig eine solche Vorlage denn aufsetzen?
Solche Vorlagen könnten funktionieren, wenn man jeweils nur zwei Sachen miteinander verknüpft. Zum Beispiel das Rentenalter der Frauen erhöhen und gleichzeitig den Frauen eine Kompensation gewähren, etwa durch eine bessere Versicherung von Teilzeitlöhnen. Es muss klar ersichtlich sein, was der zu bezahlende Preis ist und wo es eine Verbesserung gibt.

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