Die Rücktritte von Françoise Bruderer und Monika Roth aus dem Stiftungs- resp. Verwaltungsrat der Ethos hat ein lebhaftes Medienecho gefunden. Der Tages-Anzeiger schreibt:  image

In den vergangenen Monaten hat sich laut Roth und Bruderer der Umgang in den Sitzungen der Ethos-Räte verschlechtert. Françoise Bruderer ist Geschäftsführerin der Pensionskasse Post, die knapp 7 Prozent der Ethos-Aktien hält. «Weil ich nicht mehr länger die Konstellation bei Ethos mittragen wollte und Dominique Biedermann die eigene Nachfolgeregelung nicht vorantrieb, habe ich letzte Woche dessen Rücktritt als Präsident beantragt», sagt sie.

Monika Roth schloss sich der Forderung an. Doch Biedermann wollte nicht darauf eingehen. So kam es zum Eklat und dem Rücktritt der beiden Finanzspezialistinnen. Darauf angesprochen, dass sie die von ihr kritisierte Führungsstruktur zwei Jahre mitgetragen hat, sagte Roth gestern: «Ich gebe zu, es war ein Fehler, auf diese Konstellation einzugehen.» Sie habe sie akzeptiert, weil Ethos ein kleines Unternehmen sei und die Lösung nicht auf unbestimmte Zeit gedacht war. Rückblickend sei dies eine Fehleinschätzung gewesen.

Im Blick heisst es:

Sie habe Dominique Biedermann während Jahren auf das Problem [Biedermann ist seit 2015 nicht mehr CEO, sondern Präsident des Stiftungs- und gleichzeitig auch des Verwaltungsrates] hingewiesen, sagt Bruderer. «Herr Biedermann liess aber nicht mit sich reden und verzögerte die Nachfolgeplanung. » Am Dienstag vor einer Woche sei die Lage eskaliert, als sie Biedermann aufforderte, an der nächsten Generalversammlung freiwillig zurückzutreten, so Bruderer.

«Ich verstehe die Kritik von Frau Roth und Frau Bruderer nicht», entgegnet Biedermann. «Wir können diese Anschuldigungen nicht akzeptieren.» Er kläre darum ab, ob er juristische Schritte gegen die beiden einleiten wolle. Roth und Bruderer sind mit ihrer Kritik jedoch nicht allein: Auch der Ex-Wirtschaftsprofessor Martin Janssen (69) fordert Biedermann zum Rücktritt auf.

«In der heutigen personellen Zusammensetzung kann die Stiftung Ethos die Aktionärsinteressen nicht mehr glaubwürdig vertreten. Er hat sich in beide Beine geschossen.» Und nicht nur das: Auch die Aktionärsvereinigung Actares, die ähnliche Anliegen wie Ethos vertritt, ist besorgt. Ehrenpräsident Rudolf Meyer (67): «Die Probleme bei Ethos könnten unseren Anliegen schaden.»

Die NZZ schreibt:

Aufgrund der Beschreibung einer der Verwaltungsrätinnen muss angenommen werden, dass Biedermann in der Rolle des Präsidenten von Ethos eine Machtfülle erworben hat, mit der das gesunde Mass überschritten worden ist. In der Folge scheint er auch nicht das Sensorium gehabt zu haben, mit seinen Befugnissen zurückhaltend umzugehen. Biedermann selber weist den Vorwurf der Machtbesessenheit jedoch von sich und betont, dass es ihm in erster Linie daran gelegen sei, der Stiftung eine nachhaltige Existenz zu sichern.

All seine Bemühungen seien darauf ausgerichtet, die Stiftung an die nächste Generation von Verantwortlichen zu übergeben. Das ist durchaus glaubhaft. Ein Plan und die Perzeption des Plans durch Dritte sind allerdings nicht immer deckungsgleich. Im Fall von Ethos ist der Eindruck wohl entscheidend, dass man in allen Belangen päpstlicher ist als der Papst.

Derweil macht die Ethos auf Kannitverstan. In einer Mitteilung auf ihrer Website heisst es:

Die Ethos Stiftung ist sowohl über die Form als auch über den Inhalt dieser Äusserungen sehr erstaunt. Dies gilt insbesondere für die Vorwürfe in Bezug auf Interessenkonflikte, da Ethos sehr auf die strikte Einhaltung der Good-Governance-Regeln achtet. Die Stiftung weist darauf hin, dass seit vielen Jahren Regelungen und transparente Massnahmen bezüglich ihrer Funktionsweise bestehen, einschliesslich über den Umgang mit Interessenkonflikten.

Es wurde beschlossen, die vakanten Mandate in den Räten so schnell wie möglich neu zu besetzen. Dieses Vorgehen ist Teil einer umfassenden Nachfolgeplanung, die den Fortbestand der Stiftung infolge des schrittweisen Ausscheidens der Gründer sicherstellt.

Der Stiftungsrat von Ethos und der Verwaltungsrat von Ethos Services hatten bereits einstimmig beschlossen, eine Selbstevaluation durchzuführen. Diese hat das Ziel, die Nachfolgeregelung im Verwaltungsrat zu gewährleisten. Diese Vorgehensweise entspricht der Best Practice im Bereich Corporate Governance und wird mit der Unterstützung eines externen Beraters durchgeführt; sie wird nun Anfang nächsten Jahres beschleunigt. Selbstverständlich wird die aufgeworfene Frage eines Interessenkonflikts weiterhin durch die beiden Vizepräsidenten behandelt.

Hanspeter Uster, Vizepräsident des Ethos Stiftungsrates und Philippe Doffey, Vizepräsident des Verwaltungsrates von Ethos Services, betonen: «Die beiden Räte von Ethos bekräftigen ihr vollstes Vertrauen und ihre Unterstützung für den Präsidenten.»

  Blick   LU / NZZ / Mitteilung Ethos