Der Beobachter geht der Frage nach, wie hoch die Umverteilung zwischen Jung und Alt wirklich ist. Bei der Vorsorgestiftung Integral scheint das Problem nicht zu existieren.

Das Volk hat die Vorlage zwar bachab geschickt, doch das Umverteilungsargument ist geblieben. Rechte wie linke Politiker benutzen es, um neue Reformen anzustossen. Die wenigsten bestreiten, dass es wegen der tiefen Zinsen und der gestiegenen Lebenserwartung bei den meisten Pensionskassen eine Umverteilung gibt. Nur kann niemand sagen, wie gross sie ist.

Der Bundesrat beziffert die Umverteilung auf 1,3 Milliarden Franken pro Jahr. Die Zahl errechnete das Bundesamt für Sozialversicherungen anhand einer Studie von 2015. Darin hat Vizedirektorin Colette Nova aber geschrieben: «Die erhobenen Daten sind nicht repräsentativ, eine Hochrechnung für die Gesamtheit der Vorsorgeeinrichtungen ist somit nicht möglich.»

Diese unmögliche Hochrechnung hat das Amt laut eigenen Angaben nun für die Abstimmung angestellt: Die Beamten rechneten die Ergebnisse der Erhebung bei 27 Pensionskassen auf das Altersguthaben in rund 1900 Vorsorgeeinrichtungen hoch. So entstand die Zahl von 1,3 Milliarden Franken.

Kaum verlässlicher sind die Umverteilungsstudien von Credit Suisse (5,4 Milliarden Franken pro Jahr) und der Axa Winterthur (7 Milliarden Franken). Die Angaben basieren weitgehend auf Schätzungen.

«Die Versicherten werden sehr einseitig informiert», kritisiert Integral-Geschäftsführer Simone Piali. Eine Umverteilung zulasten der Arbeitnehmer sei nicht zwingend. Es werde aber immer schwieriger, eine solche zu vermeiden. Die Churer Sammelstiftung verzinste die Guthaben von Arbeitnehmern und Rentnern in den letzten zwei Jahren mit 3,25 Prozent und 3,75 Prozent gleich hoch. 2016 fuhren die Arbeitnehmer bei Integral gar leicht besser, da die Pensionskasse grössere Rückstellungen zu ihren Gunsten getätigt hat. 2015 war es umgekehrt.

Möglich ist das, weil die mittelgrosse Pensionskasse erstens eine risikoreiche Anlagestrategie mit hohem Aktienanteil verfolgt. Das bescherte ihr in den letzten 17 Jahren eine Rendite von durchschnittlich 5,6 Prozent. Zweitens zahlt sie Zinsgutschriften eher an die Versicherten aus, als damit die Reservepolster zu vergrössern. Eine hundertprozentige Gleichbehandlung sei unmöglich, sagt Piali. Umverteilungen gebe es in einem gemeinsamen Vorsorgewerk immer.

Nun will die eidgenössische Oberaufsichtskommission für die Pensionskassen das Problem der fehlenden Umverteilungszahlen angehen. Sie prüft derzeit, ob sie diese per Ende Jahr bei allen 1900 Vorsorgeeinrichtungen erheben will.

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