Hansueli Schöchli legt in der NZZ die wachsende Ungleichbehandlung der Generationen in AHV und BVG offen und zeigt auf, weshalb AHVplus diese Tendenz noch verstärken würde.
Schöchli stellt fest: Die Lasten sind hoch. Die AHV ist ein Pyramidensystem: Die Späteren zahlen für die Früheren. Dies funktionierte so lange gut, wie sich das zahlenmässige Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern nicht stark verschlechterte. Das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg i. Br. und die UBS haben Berechnungenvorgelegt. Demnach beläuft sich mit den geltenden Leistungsversprechen der AHV das Ausmass der ungedeckten Checks zulasten der kommenden Generationen auf etwa 1000 Mrd. Fr.
Die im Parlament diskutierten Reformvorschläge würden dieses Finanzloch zwar auf etwa die Hälfte bis zwei Drittel verkleinern, doch auch die Reformvorschläge gehen grossenteils zulasten der Jüngeren. Mit der Reformvariante des Bundesrats müsste laut den Berechnungen jeder Ungeborene immer noch eine Hypothek von kaufkraftbereinigt etwa 80 000 Fr. schultern. Mit der Variante des Ständerats wären es gar etwa 100 000 Fr. Aus Sicht der Politiker ist dies allerdings rational, denn die Hälfte der Wähler ist 54-jährig oder älter, die Jüngeren machen sich noch relativ wenig Gedanken zur Altersvorsorge, und die Kinder und Ungeborenen haben an der Urne noch keine Stimme.
Eine Annahme der AHV-Initiative würde die Generationenungerechtigkeit noch deutlich verschärfen. Die Ausgaben der AHV würden laut Botschaft des Bundesrats ab 2018 um jährlich 4 bis 5 Mrd. Fr. wachsen – was etwa 1000 Fr. pro Erwerbstätigen und Jahr ausmacht. Netto wäre die Zusatzbelastung für die AHV bzw. den Staat wegen der Reduktion der Ergänzungsleistungen um 300 bis 400 Mio. Fr. pro Jahr tiefer. (…)
Das Volk hat bisher die massiven Umverteilungen in der Altersvorsorge gedeckt – nicht weil es mehrheitlich «links» denkt, sondern weil es «hinten rechts» denkt (via Portemonnaie). Viele Stimmbürger waren bisher schlicht nicht bereit, auf eigene Privilegien zu verzichten, um die Hypotheken der jüngeren Generationen zu verkleinern. So ist das Leben.