Während in der Schweiz von linker Seite die berufliche Vorsorge neuerdings systematisch schlecht geredet wird, sehen die deutschen Sozialdemokraten hier die Zukunft der Altersvorsorge. In der Welt heisst es dazu:
Nun hat sich die amtierende Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) des Themas angenommen.
In den Firmen sollen staatlich animiert Lösungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften gefunden werden. Noch 2016, am besten bis zum Sommer, will sie ihr Modell vorstellen – die Nahles-Rente. Schließlich hat vor allem die SPD die Rente als Wahlkampfthema entdeckt. Wer 2017 vor seine Wähler tritt, steht besser da, wenn er Initiativen gegen eine deutsche Urangst, die Altersarmut, präsentieren kann.
Der Ruf der Rente ist so schlecht wie nie. Den gesetzlichen Zweig nimmt seit Jahren niemand mehr ernst. Als echter Schutz vor der Armut im Alter taugt er in den Augen der Mehrheit nicht. Auch der Ruf der privaten Vorsorge hat zuletzt gelitten. Die Riester-Rente – einst der große Hoffnungsträger – gilt inzwischen als gescheiterte Idee. Jetzt plant die Politik die nächste große Reform. Eine flächendeckende betriebliche Altersvorsorge soll es richten. Und die muss gelingen. Die Politik weiß: Sie hat nur diesen einen Versuch. Doch die strukturellen Grundprobleme, das ist jetzt schon klar, wird auch dieses Konzept nicht beheben können.
Schon heute ist die betriebliche Altersvorsorge (BAV) eine wichtige Stütze des Systems. In Deutschland gibt es rund 15 Millionen Verträge. Seit der Reform von 2002, die jedem Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf betriebliche Altersvorsorge brachte, hat sich die Zahl fast verdoppelt. Jeder zweite Angestellte in der Privatwirtschaft bekommt im Alter seine gesetzliche Rente durch Geld seines ehemaligen Arbeitgebers aufgebessert. Rechnet man die Bediensteten im öffentlichen Dienst hinzu, haben sogar 60 Prozent der Beschäftigten ein zusätzliches Ruhepolster. Allerdings werden die Zahlen in Frage gestellt, da kaum verlässliche Daten vorliegen.