imageProf. Peter Bernholz, emeritierter Geld- und Währungstheoretiker an der Uni Basel unterzieht die Politik der Nationalbank in einem Gastkommentar der NZZ einer kritischen Prüfung. Zwei Punkte stehen im Zentrum: Die spontane Aufgabe des garantierten Mindestkurses des Euro und die Verwaltung der massiv gewachsenen Währungsreserven, in der Diktion von Bernholz “Volksvermögen”. Zur Kursfreigabe des Euro hält er fest:

Fragwürdig war meines Erachtens die völlige, abrupte Aufgabe der Bindung, die wegen des üblichen dramatischen Überschiessens von Wechselkursen eine bedenkliche Belastung für die reale Wirtschaft bedeutete und noch bedeutet.

Tatsächlich wäre eine sanftere Lösung des Problems ohne Glaubwürdigkeitsverlust für die SNB möglich gewesen. So hatte etwa Prof. Baltensperger fünf Tage vor dem Beschluss des Direktoriums in der «NZZ am Sonntag» vorgeschlagen, zu einem festen unteren Wechselkurs gegenüber einem Währungskorb überzugehen, der im Verhältnis 50:50 Dollars und Euro enthalten sollte. Dies wäre eine elegantere, für die reale Wirtschaft schonendere und die Glaubwürdigkeit der SNB bewahrende Lösung gewesen.

Zur Anlagepolitik meint er u.a.:

Wichtiger ist jedoch, dass die Sorgen des Direktoriums bezüglich der wachsenden Devisenreserven bei Einführung des von Prof. Baltensperger im Januar 2015 vorgeschlagenen Währungskorbs und einer entsprechenden Anlagepolitik unberechtigt gewesen wären. Dies lässt sich selbst nach den dramatischeren Aufwertungsverlusten sagen, die die SNB durch die Aufgabe der Untergrenze für den Euro herbeigeführt hat. Sie hätte dafür bloss den Vorschlägen für eine geänderte Anlagepolitik zugunsten von ausländischen Aktien folgen müssen. Denn mithilfe des Ende März vorgelegten Jahresberichts der SNB lässt sich meiner Meinung nach zeigen, dass der nun ausgewiesene Verlust der SNB in Höhe von fast 23,3 Mrd. Fr. fast ganz beseitigt worden wäre, hätte die SNB wie von mir vorgeschlagen den Anteil von ausländischen Aktien an den Devisenreserven auf 80 Prozent erhöht.

Prof. Peter Bernholz wird an der Mitgliederversammlung des Vorsorgeforums am 18. Mai in Bern das Gastreferat halten. Für interessierte Leserinnen und Leser unseres Newsletters stehen noch einige Plätze zur Verfügung. Das Referat im Hotel Bellevue Bern dauert von 11 bis ca. 12 Uhr. Anmeldung per Mail.

 

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