Hansueli Schöchli kommentiert in der NZZ die Forderung des Gewerkschaftsbunds, die AHV wegen der sinkenden Renditen in der beruflichen Vorsorge sowie ihrer “höheren Effizienz” auszubauen. Schöchli schreibt nach dem Untertitel “Lehrstück aus dem Handbuch politischer Verschleierung “  u.a.:

Wer nicht mindestens ein Alterskapital von 500 000 Fr. habe, komme künftig kaum noch auf eine vernünftige Pensionskassenrente von 2000 Fr. pro Monat, betont der SGB. Deshalb führe kein Weg an einem Ausbau der AHV vorbei. Die AHV sei beim Preis-Leistungs-Verhältnis der zweiten Säule «weit überlegen», da die Erhöhung der Renten um einen gegebenen Betrag in der AHV weniger Lohnprozente koste. So weit die Werbung des SGB für seine Initiative «AHVplus», welche die AHV-Renten um 10% erhöhen will und im September vor das Volk kommt.

Die Werbung verschweigt das Wesentliche. Ignoriert wird zum einen die naheliegende und faire Art, den Anstieg der Lebenserwartung zu kompensieren – durch die Erhöhung des Rentenalters. Und zum anderen bekommen zwar viele Versicherte pro eingezahlten Franken in der AHV tatsächlich mehr Rente als in der Pensionskasse, doch der Hauptgrund hat nichts mit Effizienz zu tun: Die AHV ist durch Steuergelder und Beiträge auf hohen Einkommen (faktisch auch Steuern) massiv subventioniert. Der Subventionsanteil dürfte etwa 40% der Einnahmen betragen.

Die Linke will die AHV nicht zwecks «Effizienz» ausbauen, sondern weil die AHV viel stärker von «oben» nach «unten» umverteilt als die zweite Säule. In Kauf genommen wird dabei, dass ein AHV-Ausbau die Hypotheken für die kommenden Generationen noch erhöhen würde. Die Umverteilung ist jetzt schon massiv. Rechnungen zeigen für jeden Ungeborenen eine Hypothek von rund 80 000 Fr.

In einem Punkt ist die AHV «billiger» als die Pensionskasse: Weil man in der AHV nicht für sich selber spart, sondern das Pyramidensystem gilt (wer später kommt, zahlt für die Früheren), gibt es weniger Vermögen zu verwalten und damit weniger Verwaltungskosten. Der Preis sind Ungerechtigkeiten zulasten kommender Generationen. Damit verbunden ist ein politischer Preis: AHV-Reformen sind schwierig, weil sie die Umverteilungsströme verändern und die potenziellen Verlierer viel lauter schreien als die Gewinner – welche zum Teil noch gar nicht geboren sind.

  NZZ