In der NZZ wird die steigende Lebenserwartung vor dem Hintergrund der daraus sich ergebenden Probleme für die Altersvorsorge betrachtet und gefragt, wie sich die viel gehörte Forderung nach einem höheren Rentenalter darstellt. Neue Forschungen kommen zu überraschenden Ergebnissen.

Die Ökonomen Hendrik Jürges, Lars Thiel und Axel Börsch-Supan haben sich nun angeschaut, wie viel gesünder heutzutage ein 70-Jähriger ist im Vergleich zu 1970. Ihre Antwort: Er ist so fit wie damals ein 61-Jähriger – der Spruch «70 ist das neue 60» ist deshalb keine Übertreibung. Als Näherung für «Gesundheit» haben sie die Sterbewahrscheinlichkeit genommen (mit Gesundheitsindikatoren fallen die Ergebnisse noch deutlicher aus, da die Menschen nicht nur länger, sondern auch länger gesund leben).

Wie gross ist nun das Potenzial? In Deutschland arbeitet heute bei den 65- bis 69-Jährigen nur jeder Zehnte. 1970 arbeiteten Personen mit der gleichen Konstitution aber zu 78%. Von der Gesundheit her könnten also in dieser Altersgruppe zusätzlich zwei Drittel der Personen arbeiten, die das heute nicht tun. In der Schweiz sind zwar mehr Leute über 65 noch am Arbeitsmarkt aktiv als in Deutschland, aber das Potenzial dürfte ebenfalls beträchtlich sein. Nun spielt bei der Entscheidung, im Alter zu arbeiten, nicht nur die Gesundheit eine Rolle. Freizeit (also den Ruhestand) zu geniessen, steht ebenfalls hoch im Kurs. Aber mangelnde Gesundheit dafür anzuführen, dass man das Rentenalter auf keinen Fall erhöhen könne, haben die Wirtschaftsforscher als Ausrede entlarvt.

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