Finanz und Wirtschaft hat Martin Wenk, Mitglied der Geschäftsleitung der Baloise und zuständig für das Asset Management, zur aktuellen Situation auf den Kapitalmärkten befragt. Auszüge:

Was ist an Rendite für eine Neuanlage realistisch?
Frankenanleihen werfen noch etwa 0,1% ab, Unternehmensobligationen in Fremdwährung 0,5 bis 0,75%, wobei nach der Währungsabsicherung noch rund 0,25% bleiben. Aktien haben eine Dividendenrendite von ungefähr 2,5%. Auf Hypothekarkrediten resultiert netto 1 bis 1,5%, Mietimmobilien geben etwa 3% her. Kombiniert ergibt das eine durchschnittliche Rendite von 1 bis 1,5%.

Wie beurteilen Sie alternative Investments, Privatkredite, Private Equity, Infrastruktur, die häufig illiquid, dafür rentabler sind?
In Private Equity und Hedge Funds investieren wir seit fünfzehn Jahren. Die Resultate bei Private Equity sind ausgezeichnet. Allerdings fliesst viel Kapital in diesen Markt. Er ist schon ziemlich reif, weshalb wir gegenwärtig keine Positionen aufbauen. Bei Hedge Funds haben wir das Konzept angepasst. Wir machen nichts, was irgendwie handels- oder aktienorientiert ist. Wir zahlen den Hedge Funds nicht für das Beta, das machen wir selbst, sondern für die Überschussrendite in wenigen korrelierten Bereichen, wie beispielsweise bei Event-Driven, also Sonderereignisse wie Übernahmen oder Rückkäufen. Auch Privatkredite sind interessant. Wo wir uns fernhalten, ist Infrastruktur.

Weshalb meiden Sie Infrastrukturinvestments?
Weil es oft staatliche oder staatlich unterstützte Projekte sind und so politische Risiken bergen. Man denke an die vom norwegischen Staat lancierte Erdgastransportinfrastruktur. Kurz nach Beginn waren die Anleger plötzlich mit einer Reduktion der vereinbarten Durchleitungsgebühren konfrontiert. Oder nach einem Regierungswechsel werden Subventionen für erneuerbare Energien gekürzt. Die Länderanalyse ist deshalb wichtig. Wir betreiben sie für alle Investments. Kombiniert mit der Unternehmensanalyse bekommen wir so ein umfassendes Bild von den Chancen und den Risiken in einem Gebiet.

Pensionskassen haben ähnlichen Anlagebedarf und ähnliche Anlagenot und forcieren neu das Hypothekargeschäft. Was heisst das für die Margen?
Pensionskassen sind kurzfristig eine Konkurrenz. Aber sie werden feststellen, dass das Hypogeschäft nicht einfach ist. Sie arbeiten mit Partnern zusammen, was nicht günstig ist. Versicherungen können das Geschäft selbst umsetzen. Früher rechneten wir mit Risikokosten zwischen 25 und 30 Basispunkten, die es für Zahlungsausfälle brauchte. Heute ist es praktisch null. Es werden für Hypotheken Kalkulationen gemacht, die in den nächsten zwei, drei Jahren bei anhaltend niedrigen Zinsen aufgehen mögen. Aber was ist, wenn der Zinstrend kehrt? Ich bin gespannt, wie dann die Reaktion sein wird, wenn einzelne Pensionskassen gestehen müssen, dass sie Kreditausfälle verzeichnen.