Michael Ferber hat in einer Gesamtschau die aktuelle Situation der Pensionskassen kommentiert. Er betont, dass angesichts tiefer Renditen und steigender Lebenserwartung die gesetzlichen Vorgaben die Vorsorgeeinrichtungen zusätzlich belasten.

Das schwierige Anlage-Jahr 2015 mit Negativzinsen und geringeren Erträgen an den Aktienmärkten hinterlässt seine Spuren bei den Schweizer Pensionskassen. Die meisten dürften im vergangenen Jahr Renditen zwischen 0 und 1 Prozent erzielt haben, viele liegen auch im Minus. Um die Renten zu finanzieren und die Altersguthaben zu verzinsen, wäre laut einer Beratungsfirma 2015 eine Rendite von 2,75 Prozent nötig gewesen. Die Pensionskassen müssen deshalb ihre Reserven anzapfen, die nach den positiven Ergebnissen der Vorjahre immerhin oft gut geäufnet sind. Diese dürften sie auch brauchen, weil ihnen weitere schwierige Jahre bevorstehen, die sogar das System in seiner heutigen Form gefährden könnten.

So drohen die Anlageerträge auch in den kommenden Jahren niedrig auszufallen. Da die Pensionskassen stark in Obligationen investiert sind, treffen die extrem niedrigen bis negativen Zinsen ihre Erträge hart. In den vergangenen Jahren haben die Vorsorgeeinrichtungen von Kursgewinnen auf ihren Obligationenanlagen profitiert, zudem haben Aktien und Immobilien in den Jahren 2012 bis 2014 erhebliche Wertsteigerungen verbucht. Diese wurden aber vor allem von der laxen Geldpolitik der Zentralbanken ausgelöst, und es ist zu bezweifeln, dass die «Inflation der Vermögenspreise» nachhaltig sein wird. Vielmehr drohen Fehlallokationen. Die Hoffnung auf höhere Erträge in den Bereichen Private Equity, Hedge-Funds oder Infrastruktur erkaufen die Kassen mit höheren Risiken.

NZZ