Nach dem ersten Stresstest von Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) der Eiopa könnte die Lücke zwischen den Verpflichtungen und dem Vermögen der EbAV im Extremszenario von derzeit knapp 430 Milliarden Euro auf gut 770 Milliarden Euro ansteigen. Nach der Bafin werden die versprochenen Leistungen „in aller Regel“ erfüllt werden können. Der grüne Europapolitiker Sven Giegold fordert angesichts der „Existenznot“ der bAV eine offene und ehrliche Diskussion über die Lücke auf europäischer wie auf nationaler Ebene – und ein aktives Gegensteuern.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) teilte ergänzend zu dem Stresstest der Eiopa mit, eine andauernde Niedrigzinsphase würde für den deutschen EbAV-Sektor eine große Herausforderung darstellen, insbesondere bei den in dem Test simulierten negativen Entwicklung der Kapitalmärkte und der steigenden Lebenserwartung der Leistungsbezieher.
„Es ist davon auszugehen, dass es in diesen Fällen zusätzlicher Zahlungen der Arbeitgeber bedürfte, um die Leistungen zu erbringen, die sie oder die EbAV den Versorgungsberechtigten versprochen haben“, so die deutsche Aufsicht. Da Pensionsfonds normalerweise nicht selbst eine Garantie geben, sondern ausschließlich der Arbeitgeber, sei bei Pensionsfonds die Möglichkeit zusätzlicher Zahlungen von Arbeitgebern in der Regel von vornherein in den Pensionsplänen vorgesehen.
Ganz anders der Europapolitiker Sven Giegold, Sprecher der Grünen im Ausschuss für Wirtschaft und Währung („Econ“): In einer Pressemitteilung bezifferte er die Unterdeckung auf mindestens 15 Milliarden Euro. Allerdings verdeckten die nationalen Buchhaltungs-Vorschriften die Deckungslücke in den Bilanzen. Im härtesten Stresstest-Szenario betrage das Loch der deutschen betrieblichen Alterssicherung sogar 33 Milliarden Euro.
Doch damit nicht genug: Für Giegold ist die Lage der betrieblichen Altersversorgung „noch dramatischer als der Stresstest zeigt. Denn ein realistisches Szenario mit langfristig niedrigen Zinsen und längeren Lebenserwartungen wurde gar nicht erst gerechnet.“
Deshalb fordert er „im Europaparlament wie im Bundestag eine offene und ehrliche Diskussion über die Deckungslücke durch die niedrigen Zinsen.“ Die Probleme einfach in die Zukunft zu verschieben, ist für ihn nicht akzeptabel, weil das ein Griff in die Taschen der jüngeren Generation wäre.