Die von Swisscanto mit der Umfrage 2015 bei den Vorsorgeeinrichtungen ermittelten Daten zeigen überwiegend ein erfreuliches Bild. Dank der im Berichtsjahr erneut guten Aktienperformance und Kursgewinnen auf Obligationen aber auch einem anhaltend starken Immobilienmarkt konnten die Deckungsgrade insbesondere für die privatrechtlichen Kassen auf ein befriedigendes bis gutes Niveau angehoben und damit die Einbussen vom Finanzcrash 2008 endlich weitgehend ausgebügelt werden. In einzelnen Fällen wurden sogar wieder freie Mittel erarbeitet. Von der mittleren Zielgrösse von 116 Prozent sind die Kassen nur wenig entfernt. Sie wurde in den letzten zehn Jahren aber noch nie erreicht.
Weniger erfreulich stellt sich die Situation bei den öffentlich-rechtlichen Kassen dar. Trotz erheblicher Sanierungsanstrengungen in den vergangenen Jahren sind die Vorsorgeeinrichtungen mit Vollkapitalisierung im Durchschnitt noch ein gutes Stück von einer befriedigenden Deckung mit ausreichenden Schwankungsreserven entfernt. Die Kassen mit Teilkapitalisierung scheinen nur formell von Deckungsgradproblemen verschont. Real werden sie von einer unbefriedigenden Finanzierung genauso getroffen. Die Leistungserbringung wird mit der Teilkapitalisierung nicht billiger. Die Lasten werden bloss verschoben.
Die umfangreichen Resultate der vorliegenden Umfrage geben nicht nur Anlass, sich Gedanken über Stand und Zukunft der beruflichen Vorsorge zu machen, sondern sie bieten erneut eine Fülle an detaillierten Einblicken in Struktur und Entwicklung der Kassen.
Das ist nicht zuletzt mit Blick auf das Reformprojekt „Altersvorsorge 2020“ von hohem Interesse. Dazu nur einige Beispiele. Der Bundesrat möchte das früheste Rentenalter von 58 auf 62 Jahre erhöhen. Wie gross ist der Eingriff in die herrschende Praxis? Die Umfragedaten zeigen, dass über 95 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen den Rentenbeginn mindestens ab Alter 60 kennen, über 60 Prozent bereits ab 58 Jahren. Der Widerstand des Kassenverbands gegen das Vorhaben wird damit verständlich.
Ein Schwerpunkt der Revision bildet die geplante Senkung des Umwandlungssatzes. Vorgesehen und vom Ständerat so abgesegnet ist eine Senkung von derzeit 6,8 auf 6 Prozent. Gemäss Swisscanto-Umfrage wurde in der Praxis der Satz seit 2002 von durchschnittlich 7,1 auf aktuell 6,2 Prozent gesenkt. Die zahlreichen bekannt gewordenen Senkungen bei grossen Kassen (Publica, SBB, BVK) auf Sätze deutlich unter 6 Prozent lassen erwarten, dass der Trend anhält und in nicht sehr ferner Zukunft die Mehrheit der Kassen bereits einen tieferen Satz anwenden wird. Auch zum umstrittenen Thema des geschlechtsunabhängigen Referenzalters 65 finden sich in den Ergebnissen bemerkenswerte Aussagen. So zum Beispiel, dass bereits knapp ein Drittel der Pensionskassen ein ordentliches Frauenrentenalter 65 kennt. Die Praxis geht auch hier der Theorie – und dem Gesetz – voraus.
Wiederum werden die Umfrage-Daten ergänzt mit Fachbeiträgen prominenter Autoren. Dewet Moser, stv. Mitglied des Direktoriums der Nationalbank, befasst sich mit dem Thema Negativzins der SNB und die Pensionskassen. Die ausführliche Darstellung stellt die Massnahme in den grösseren Zusammenhang der Geld- und Währungspolitik der SNB und erläutert die Überlegungen und Argumente der Nationalbank zu diesem Schritt.
Christina Ruggli-Wüest, Geschäftsführerin der BVG- und Stiftungsaufsicht beider Basel und frühere Präsidentin der Konferenz der BVG-Aufsichtsbehörden, geht auf das Thema der generellen Risikofaktoren im Rahmen der Aufsicht ein. Ruggli beleuchten die Fragen mit kritischen Geist und aus grundsätzlichen Blickwinkel, so dass auch Leser, die mit der aktuellen aufsichtsrechtlichen Auseinandersetzung wenig vertraut sind, Gewinn aus der Lektüre ziehen werden.
Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands ASIP, legt die Haltung des Verbands zur „Altersvorsorge 2020“ dar. Der ASIP ist einer der massgeblichen Player zumindest was den Bereich der 2. Säule betrifft, seine Unterstützung für wie auch die Kritik an vielen Elementen ist deshalb für das Gelingen des Vorhabens von erheblicher Bedeutung.
Die weiteren Beiträge befassen sich mit der Interpretation und Aussagekraft der Grösse „Deckungsgrad“ (Othmar Simeon), der Leistungen von Sammelstiftungen (Bruno Marroni), der Bank-Kunden-Beziehung im Bereich 2. Säule (René Raths) sowie der Anlageproblematik der Pensionskassen im aktuellen Tiefzinsumfeld (Iwan Deplazes).