Auf Obligationen gibt es praktisch keine Zinsen mehr, auf Barbeständen wird ein Negativzins erhoben. Ausnahmefall: die Publica. Als bundesnaher Betrieb kann sie gemäss Darstellung von 10vor10 auf SRF ein Girokonto bei der SNB eröffnen, das nicht unter die Negativzins-Vorschrift fällt. Dass stösst dem ASIP sauer auf. Er hat einen Brief an SNB-Direktor Jordan geschrieben und aus sozialpolitischen Überlegungen ähnliche Lösungen für die anderen Pensionskassen verlangt.
Die Nationalbank wird auf das Schreiben reagieren, allerdings nicht über die Medien, wie SRF berichtet.
Update. Der ASIP hat seinen Mitgliedern ein Mail folgenden Inhalts zukommen lassen:
Vor dem Hintergrund negativer Verfallsrenditen auf Bundesobligationen und der angekündigten Belastung negativer Zinsen von diversen Banken haben wir der Schweizerischen Nationalbank vor zwei Tagen den Antrag unterbreitet, den schweizerischen Pensionskassen die Möglichkeit einzuräumen, ein Girokonto bei der SNB eröffnen zu können, das mindestens zu 0% verzinst wird. Die privat- oder öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen bilden Solidargemeinschaften, um die berufliche Vorsorge (2. Säule) als Teil des schweizerischen Sozialversicherungssystems durchführen zu können. Sie gelten unseres Erachtens als „andere Inhaber von Girokonten in Schweizerfranken“ gemäss Merkblatt „Negativzins auf Girokontoguthaben“ der SNB, auf deren Guthaben in der Regel kein Negativzins erhoben wird. Gerade angesichts der tiefen bis negativen Renditen auf den Nominalwertanlagen gewinnt die Cash-Haltung vermehrt an Gewicht.
Über die Antwort der SNB auf unser Anliegen werden wir Sie wieder informieren. Wir sind überzeugt, mit diesem Antrag im Sinne der Versicherten in der beruflichen Vorsorge gehandelt zu haben.
Update 2: In der NZZ heisst es dazu: “Der Direktor der Publica, Dieter Stohler, bringt Verständnis für den Asip-Vorstoss auf. Inländische Sparer auf dem Feld der sozialen Sicherheit sollten nicht bestraft werden. Es verhalte sich tatsächlich so, dass die SNB dem Bund und ihm nahestehenden Betrieben – die Publica gehört in den weiter gefassten Kreis der dezentralen Bundesverwaltung – Giro-Dienste zu 0% Zins anbiete. Stohler gibt weiter zu bedenken, dass die Proportionen gewahrt werden. Die Minderkosten würden unter 1Promille der Jahres-Performance betragen; es könnten nicht unlimitiert Gelder auf dem seit Jahren bestehenden SNB-Girokonto gehalten werden, und es sei nicht ausgeschlossen, dass die SNB-Bestimmungen eines Tages änderten.
Viel grösser als eine direkte Ersparnis aufgrund der Nichtbelastung durch Negativzinsen seien die indirekten Kosten daraus. Die Absicherungskosten für Fremdwährungsrisiken seien seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses um ein Mehrfaches gestiegen und im Verhältnis dazu viel grösser. Viele Pensionskassen sind in den kommenden Wochen und Monaten gezwungen, ihre Strategie zur Absicherung der Wechselkursrisiken zu überdenken.”