Michael Ferber lässt in einem Artikel in NZZ Equity eine Reihe von prominenten Stimmen zu den Folgen des SNB-Euroentscheids zu Wort kommen. Der Finanz- und Vorsorgeexperte Daniel Dubach geht davon aus, dass einige Pensionskassen von dem Entscheid der SNB kalt erwischt worden sind. Der Glaube, die Nationalbank schalte das Währungsrisiko bei Euro-Anlagen quasi gratis aus, habe sich als falsch und letztlich für einige als sehr teuer erwiesen. Zudem stelle sich nun mehr denn je die Frage, wie die Kassen mit ihren grossen Obligationenbeständen umgehen sollten. So sind die Renditen von Schweizer Staatsanleihen zu grossen Teilen sogar in den negativen Bereich gerutscht.

Laut Martin Janssen, Leiter der Ecofin-Gruppe darf dabei aber nicht vergessen werden, dass Obligationen gegenüber den Verpflichtungen eine Absicherungsfunktion erfüllen, weil sie den gleichen Zinsrisiken unterliegen. Ersetzten Pensionskassen ihre Anleihenbestände durch Cash beziehungsweise Liquidität, so sei dies nicht mehr gewährleistet.

Als weitere Folge des SNB-Entscheids müssen die Pensionskassen befürchten, dass Geschäftsbanken die von der SNB eingeführten und am 15. Januar auf –0,75% erhöhten Negativzinsen an sie weitergeben. Laut Dubach ist es bereits so weit gekommen, dass Vorsorgeeinrichtungen angesichts der noch höheren Negativzinsen vorbereitende Rechnungen anstellen, welche Kosten das Halten eines höheren Bargeldbestands verursachen würde.

Droht der Schweiz also mittel- bis langfristig eine «Renten-Krise» in der zweiten Säule? Janssen erwartet dies nicht, weil Sanierungen vor allem des Rentnerkapitals zulasten der Erwerbstätigen und der Unternehmen quasi «normal» geworden seien. Trotzdem sei es höchste Zeit, dass die Pensionskassen Transparenz herstellten und die technischen Parameter an die Realität anpassten. Ein weiterer Aufschub werde auch in der Schweiz zu unlösbaren Problemen führen.

  NZZ