Michael Schoenenberger befasst sich in der NZZ mit der Altersvorsorge 2020, die massgeblich durch zusätzliche Mehrwertsteuerprozente finanziert werden soll, während lediglich das Frauenrentenalter auf jenes der Männer erhöht wird. Die NZZ schreibt: “

Zur Hauptsache argumentiert der Bundesrat aber eindeutig mit der gegenwärtigen Situation auf dem Arbeitsmarkt: «Eine Erhöhung des Referenzalters über 65 Jahre hinaus ist nicht gerechtfertigt» und wäre mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt «nicht vereinbar». Der Bundesrat stützt diese dogmatisch anmutenden Aussagen auf eine Befragung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern des Forschungsbüros Infras, die im September 2012 publiziert worden ist. (…)

Die Studie machte allerdings noch andere Aussagen. Etwa diese: Die Arbeitsmarktbeteiligung von Personen ab 58 Jahren habe sich in den letzten Jahren erhöht. Seit 2008 sei bei Männern ab 58 Jahren geradezu eine Trendwende mit zunehmender Erwerbsbeteiligung festzustellen. Bei Frauen zeichne sich seit 20 Jahren eine deutliche Erhöhung ab. Zudem: Ein Fünftel der Erwerbstätigen unter 64/65 Jahren plane bereits heute, über das gesetzliche Rentenalter hinaus tätig zu bleiben.

Auch George Sheldon, der sich an der Universität Basel mit Arbeits- und Bildungsmärkten auseinandersetzt, mag die bundesrätliche Argumentation nicht teilen. Sie sei ökonomisch falsch. «Mit den genau gleichen Gründen hätte man gegen die Erhöhung des Frauenrentenalters auf 64 Jahre sein können», meint Sheldon. Empirisch sei nun aber festzustellen, dass Frauen sehr wohl auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt würden: «Das ist doch der beste Beleg dafür, dass die Rentenaltererhöhung funktioniert.» Sheldon weist zudem darauf hin, dass der Bildungsstand der entscheidende Faktor bei der Beurteilung von Rentenaltererhöhungen ist. Je höher der durchschnittliche Bildungsstand, umso unproblematischer sei ein Rentenalter, das jenseits von 65 Jahren liege. Die Schweiz sei auf gutem Weg, es gebe keinen Anlass, mit Pessimismus in die Zukunft zu blicken, steige die Zahl der tertiären Abschlüsse doch stetig an. «Rentenalter 67 wäre in der Schweiz nicht nur wegen der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch aus der Bildungsoptik einfacher zu bewältigen als in anderen Ländern», sagt Sheldon.

  NZZ