In der NZZ am Sonntag beschäftigt sich Charlotte Jacquemart mit den Auswirkungen der revidierten IAS 19-Vorschriften auf die Bilanzen international tätiger Schweizer Firmen. Sie schreibt: “Bis jetzt durften Unternehmen die nicht von Vermögenswerten gedeckten Pensionskassenverpflichtungen ausserhalb der Bilanz führen. Dazu wurde von vielen Firmen die sogenannte Korridor-Methode angewendet: Ein kleiner Teil der Lücke wurde in der Bilanz mitgeführt, der grösste Teil nicht. Damit ist Schluss. Patrick Baeriswyl vom Beratungsunternehmen Mercer sagt: «Ab 2013 muss die Netto-Pensionsverpflichtung vollständig in der Bilanz ausgewiesen sein und gegen das Eigenkapital verrechnet werden.»

imageViele Firmen sind erst daran, zu berechnen, was die Umstellung für sie bedeutet. Wenige haben schon Klarheit: Die Swisscom hat im Geschäftsjahr 2011 umgestellt und von der Korridor- Methode auf die volle Verbuchung der Pensionskassenverpflichtung gewechselt: Die Umstellung verschlingt per Ende 2010 eine knappe Milliarde Eigenmittel (20%). Peter Burkhalter, Leiter Konzernrechnungswesen der Swisscom, findet trotzdem, dass die Abschaffung des alten «Korridors» richtig ist: «Die bisherige Methode hat ein falsches Bild gezeigt.» Bei der Swisscom sei 2010 anstelle der Nettoverpflichtung von 1,2 Mrd. Fr. ein Gut haben von 250 Mio. Fr. ausgewiesen worden. «Bei vielen Firmen sind die Verpflichtungen in jüngster Zeit wegen der stark gesunkenen Zinsen angestiegen. Dieser Effekt kam unter der alten Buchungsart in der Bilanz nicht zum Vorschein», sagt Burkhalter.

Werden sich die neuen Regeln nachteilig auf unser Pensionskassensystem auswirken? Viele nehmen das an. «Die Firmen wollen keine Rentenverpflichtungen mehr in den eigenen Büchern», sagt Benno Ambrosini (LCP Libera). Das erreicht man, indem man Anlagerisiken auf die Arbeitnehmer überwälzt, Altersleistungen abbaut oder nur noch Alterskapital auszahlt und keine Renten mehr garantiert. Der Trend hin zum Abbau in dieser Art sei bei international tätigen Firmen schon länger sichtbar, weiss Ambrosini. «Bei reinen Schweizer Firmen ist noch unklar, wohin die Reise geht.» Werner Hertzog vom Beratungsunternehmen Aonhewitt hingegen glaubt zu wissen, wo es langgeht: «Die Bilanzprobleme werden zunehmen. Deshalb werden Firmen ihren Mitarbeitern in Zukunft lieber mehr Lohn oder Bonus zahlen als eine hohe Rente versprechen. Denn Cashflow-Probleme sind nun einmal einfacher zu lösen als Bilanzprobleme.»

 Artikel NZZaS