In einem Interview mit der Luzerner Zeitung äussert sich Othmar Simeon, Swisscanto, zur Entwicklung des Mindestzinses im BVG und die daraus sich ergebenden Konsequenzen. Auszüge:

Bietet sich einem30-Jährigen überhaupt noch die Chance, bis zu seiner Pensionierung so viel Kapital anzuhäufen, wie es die heutigen Rentner konnten?
Ja. Denn die Senkung des Mindestzinses, den die Kommission für berufliche Vorsorge vorschlägt, würde vorläufig nur für ein Jahr gelten. Er wird jedes Jahr neu festgelegt. Ein 30-jähriger Versicherter muss ohnehin keine grosse Einbusse hinnehmen, weil er noch nicht lange Kapital angespart hat. Bei ihm fallen die 0,5 Prozent weniger Zins nicht so stark ins Gewicht als bei seinem Arbeitskollegen im Alter von 58. Der wiederum konnte über Jahrzehnte von mindesten 4 Prozent Zins profitieren.

Wovon sein jüngerer Kollege in absehbarer Zeit nur träumen kann.
Simeon: Bis zu dessen Pensionierung werden die Zinsen bestimmt wieder steigen. Davon gehe ich aus. Es wird gerne vergessen: Als der Mindestzins bei 4 Prozent lag, hatten wir Inflation. Heute zeichnet sich eine Minusteuerung ab. Zurzeit gibt der Markt einfach nicht genügend Rendite her, um bei den heutigen 2 Prozent Zins zu verharren. Wenn die Kassen die Augen davor verschliessen und mehr Zinsen zahlen, als sie erwirtschaften, geraten sie über kurz oder lang in eine arge finanzielle Schieflage.

Geraten die Pensionskassen mittelfristig mit den sinkenden Zinsen nicht in Teufels Küche? Je weniger Kapital die Versicherten nach ihrer Erwerbszeit zur Verfügung haben, desto grösser ist die Versuchung, es sich auf einmal auszahlen zu lassen. Den Kassen fehlt dadurch noch mehr Kapital.
Diese Gefahr sehen wir nicht. Im Gegenteil, der Trend führt wieder in Richtung Rentenauszahlung. Denn bei der Kasse erhalten Sie einen Mindestzins, den Sie auf dem Markt kaum erwirtschaften. 85 Prozent der Neupensionierten wählen die Rentenform. Bei den übrigen 15 Prozent handelt es sich vorwiegend um Ausländer, die in ihre Heimat zurückkehren, und um Grenzgänger.

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