Der Sonntag interviewte Bruno Pfister, CEO der Swiss Life, u.a. auch zu Fragen der beruflichen Vorsorge. Auszüge:

Der Bundesrat hat den Mindestzins auf 1,5 Prozent gesenkt. Können Sie damit leben?
Bruno Pfister: Der Versicherungsverband errechnete einen Wert, der leicht unter diesen 1,5 Prozent liegen müsste, entsprechend der Durchschnittsrendite einer siebenjährigen Bundesobligation. Aber ich halte die Entscheidung des Bundesrats für nachvollziehbar. 1,5 Prozent lassen sich durchaus erwirtschaften.

Das ist eine überraschende Feststellung: Die meisten Ihrer Branchenkollegen rufen nach einem wesentlich tieferen Zins.
In der Tat hat der Verband 1 Prozent empfohlen. Im Unterschied zu Swiss Life haben die Pensionskassen meistens eine aggressivere Anlagestrategie. Deshalb litten diese wegen der hohen Volatilitäten und Währungsturbulenzen stärker als wir.

Auch bei einem Mindestzinssatz von 1,5 Prozent finanzieren die Arbeitnehmer die Rentenbezüger. Man spricht bereits vom «Rentenklau an den Jungen». Sehen Sie das auch so?
Ja, das Rentensystem führt immer mehr zu einem «Klau» an den Jungen. Das liegt aber weniger am Mindestzins als am Umwandlungssatz. Ursprünglich wurde dieser bei 7,2 Prozent festgelegt. Bei der ersten Revision wurde er auf 6,8 Prozent reduziert. Eine weitergehende Senkung hat das Volk im März 2010 an der Urne überaus klar abgelehnt – trotz höherer Lebenserwartung und tieferer Kapitalmarktrenditen.

Müsste man jetzt einen neuen Anlauf für eine Senkung nehmen?
Eine Senkung des Umwandlungssatzes ist unumgänglich. Solange das nicht geschieht, bleibt ein ungerechter Effekt: Man nimmt allen Erwerbstätigen – nicht nur den Jungen – einen Teil der Erträge weg, um die überhöhten Renten zu finanzieren. Denn diese waren bisher nicht antastbar.

Wie viel zu hoch sind die Renten und  wo müsste der Umwandlungssatz gerechterweise liegen?
Bei der BVG-Revision hatten die Versicherungen für 5,835 Prozent plädiert, seither ist die Lebenserwartung weiter gestiegen und die Zinsen sind gesunken. Der Satz sollte heute deutlich näher bei 5 als bei 6 Prozent liegen. Das bedeutet, dass die Renten gegenwärtig rund 30 Prozent zu hoch sind.

Wie viele Milliarden werden von den Aktiven zu den Rentnern verschoben?
Die Erwerbstätigen in der Schweiz müssen mit ihren Beiträgen weiterhin überhöhte Renten im Umfang von 600 Millionen Franken im Jahr finanzieren.

Halten Sie eine Senkung des Umwandlungssatzes für mehrheitsfähig?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass er gesenkt wird. Weil er gesenkt werden muss!

Interview Pfister