Michael Ferber kommentiert in der NZZ vom 7.10.11 den Verkauf der St.Galler Pensionskassen-Dienstleistungsgesellschaft Complementa an State Street. Ferber schreibt: “Der amerikanische Finanzkonzern State Street hat in dieser Woche den Kauf der  Complementa bekanntgegeben. Der Gründer und Verwaltungsratspräsident Benjamin Brandenberger begründete den Verkauf in einer Pressemitteilung damit, der Verkauf an State Street verschaffe Complementa Zugang zu den weltweiten Ressourcen des US-Konzerns und erweitere die Produktpalette. Hinter der Veräusserung einer der führenden Pensionskassen-Beratungsfirmen dürfte aber deutlich mehr stecken. So macht es stutzig, dass Brandenberger und sein Sohn Michael, CEO und Präsident des Unternehmens, in Zukunft nur noch als Mitglieder des Verwaltungsrats fungieren sollen. Complementa gab dazu keine Stellungnahme ab und verwies auf State Street.”

“Für den Rückzug der Brandenbergers dürfte es hingegen verschiedene Gründe gegeben haben. So soll das Unternehmen in letzter Zeit einige Mandate verloren haben. Dabei dürfte der Anlageskandal bei der BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich eine wichtige Rolle gespielt haben. Ein Anfang dieses Monats angeklagter Pensionskassenmanager soll sich hier gemäss der Staatsanwaltschaft in den Jahren 2000 bis 2010 mit einem Betrag von 1,67 Mio. Fr. bestechen lassen haben. Complementa war bei der BVK als Kontrolleur engagiert, und der Ruf des Unternehmens hat infolge des breit in den Medien aufgerollten Skandals gelitten. Ausserdem soll es bei Complementa bei der Nachfolgeregelung von Benjamin auf Michael Brandenberger Probleme gegeben haben. Nun, nach dem Verkauf, ist noch die Frage offen, was mit Complementas Beratungsgeschäft passiert. Würde die als Depotstelle und Produkt-Anbieter fungierende State Street dieses weiterbetreiben, läge ein klarer Interessenkonflikt vor. Ein Verkauf des Bereichs ist denkbar.”

 NZZ