Rudolf Strahm, der bereits im Tages-Anzeiger mit einer sachfremden Argumentation zum Umwandlungssatz unangenehm aufgefallen ist, hat jetzt in der NZZ eine weitere Plattform gefunden. Schon der erste Absatz in seinem Artikel belegt seinen unbekümmerten Umgang mit den Realitäten: “Für die meisten autonomen Pensionskassen wäre die vorgezogene erneute Senkung des Umwandlungssatzes auf 6,4 Prozent zurzeit nicht nötig. (…) Diese frühe, vorauseilende Absenkung zeigt die Überstürztheit der Vorlage. Der Pensionskassenverband ASIP, der militant für die erneute Absenkung der Rentenansprüche kämpft, vertritt eben vor allem die Privatassekuranz und die grossen BVG-Einrichtungen, die sich durch riskante Finanzanlagen am meisten geschädigt haben.”

Dazu ein paar Bemerkungen. “Für die meisten autonomen PKs wäre die Senkung derzeit nicht nötig”. Fakt: Die Mehrheit der grossen Kassen hat den Umwandlungssatz bereits auf deutlich unter 6,8 Prozent gesenkt. Auf dieser Website mehrfach erwähnte Beispiele: die Pensionskassen von Migros und Coop mit je 6,4%. Es liessen sich zahlreiche weitere anfügen. Warum haben sie den Satz gesenkt? Aus versicherungstechnischen Zwängen!  Weshalb soll Kassen ohne Ueberobligatorium nicht die gleiche Freiheit eingeräumt werden, zumal dort die Kosten eines zu hohen Satzes direkt von den Aktiven getragen werden müssen? Das beantwortet Strahm nicht und es scheint ihn auch nicht zu bekümmern, oder er sieht die Zusammenhänge nicht.

Weiter: “Der Pensionskassenverband vertritt vor allem die Privatassekuranz und die grossen BVG-Einrichtungen”. Der ASIP vertritt mitnichten die Interessen der Privatassekuranz. Das ist eine billige Unterstellung, mit der die für Strahm unangenehme Tatsache ausgetrickst werden soll, dass die überwältigende Mehrheit der Kassen auf eine Senkung angewiesen ist. Die grossen Kassen haben hier die genau gleichen Interessen wie die kleinen.

Im weiteren wärmt Strahm die Platte mit den überhöhten Beratungskosten und den spekulativen Verlusten auf. Aber diese Argumentation ist so wenig haltbar wie der Verweis auf die revidierten Anlagevorschriften, die nun mit dem Umwandlungssatz aber auch gar nichts zu tun haben. Wenn heute die 2. Säule ein gesetzgeberisches Ungetüm mit endlosen Vorschriften und entsprechend teurer Durchführung geworden ist, dann hat das Strahm als ehemaliger Parlamentarier auch sich selber zuzuschreiben.

PS. Der ASIP hat sich nach dem Strahm-Beitrag im Tages-Anzeiger die Mühe gemacht, im Detail auf seine Argumente einzugehen und zu widerlegen. Die einzige Konsequenz daraus scheint zu sein, dass er sich als völlig faktenresistent erwiesen hat.

  Offener Brief des ASIP / Analyse ASIP der Argumente Strahms