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Die Schweizer Personalvorsorge hat mit dem Vorsorgeforum als Partner an einem “Regio-Anlass” in St. Gallen prominente Referenten und Diskussionsteilnehmer zu einem Gedankenaustausch über die Finanzkrise und ihre Konsequenzen für die 2. Säule eingeladen. Der Diskussion mit  einem erweiterten Panel gingen vier bemerkenswert informative Referate voraus. Daniel Lang vom St.Galler Institut für Versicherungswirtschaft präsentierte die Resultate einer Umfrage bei den grössten PKs, Versicherern und Banken über die “Auswirkungen der Krise auf die kapitalfinanzierte Vorsorge”. Die Antworten – gegeben im Dezember – könnten heute schon wieder anders und vielleicht etwas kritischer lauten. Die geäusserte Hoffnung, ab 2010 sei wieder mit einer Normalisierung zu rechnen, erscheint jedenfalls optimistisch, wie auch die Annahme, grundlegende Konsequenzen auf das System seien nicht zu erwarten.

Michael Brandenberger (CEO der Complementa) analysierte die Ergebnisse des Börsencrashs auf die PK-Anlagen, welche sich auf Basis der Daten des Risiko Check-up verallgemeinern lassen. Die Hochrechnungen lassen einen Anteil der unterdeckten Kassen von über 60 Prozent erwarten, laut Brandenberger ein Worst Case-Szenario, weil der Grossteil der kleinen Kassen nicht einzeln erfasst ist, diese aber deckungsmässig über dem Durchschnitt liegen. Die bisher publizierten Daten der Aufsicht scheinen diese Meinung zu unterstützen. Aufschlussreich waren die von ihm gezeigten Grafiken über das Versagen der “Statistik”, sprich das nicht eingehaltene Versprechen der Diversifikations-Strategien. Die Efficient Frontier für eine Wahrscheinlichkeit von 2,5 Prozent (durchschnittliches Auftreten eines Ereignisses alle 40 Jahre) wurde nämlich von allen wichtigen Anlagekategorien durchbrochen. Das letzte Mal ist dies 1974 geschehen. Brandenbergers Trost: nun werde es wohl dafür umso länger dauern, bis dieser Fall wieder eintrete… Die grosse Frage aber lautet: Hätte man die Ereignisse ahnen können?

Wie haben sich die Versicherer in dem tumultuösen Umfeld behauptet? Mathias Henny, CIO der Axa-Winterthur, erläuterte die Strategie des Versicherers, der unter dem Zwang der Leistungsgarantie steht und Verluste, wie sie die meisten Pensionskassen hinnehmen mussten, nicht tragen kann. Die Axa-Winterthur hat sich so gut geschlagen (Verlust 2008 0,5%), dass von der Konkurrenz der Vorwurf des Werbespots kam. Wesentlich geholfen hat der Gesellschaft, dass sie ihren Aktienbestand von 7 Prozent im Sommer 2007 bis Ende 2008 auf minimale 1 Prozent reduzierte. Trotzdem strebt sie an, mit ihrem diversifizierten Portefeuille das Ertragspotential von 25 Prozent Aktien zu erreichen.

Als Vertreter der Asset Manager referierte Jürg Honegger (Bank Wegelin). Mit seinen Grafiken illustrierte er eindrücklich die Geschehnisse von 2008. Als Trost diente eine Darstellung der Entwicklung über die letzten 80 Jahre welche zeigt, dass “letztlich noch immer die Bullen die Bären besiegt haben”. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die letzten zehn Jahre für die Vorsorgeeinrichtungen keine ausreichende Rendite beschert haben, und zehn Jahre sind ein halbes Rentnerleben. Wichtiger noch ist natürlich der Blick in die Zukunft. Anstelle von Prognosen präsentierte Wegelin drei Szenarien: Deflation, Inflation und Währungskrise. Alle drei benötigen unterschiedliche Strategien und möglicherweise folgt ja ein Szenario dem anderen. – Was sich wirklich abspielt, darüber wird an dieser Stelle zu gegebener Zeit berichtet…

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