PW. Am Anlass des Verlags VPS unter dem Titel “Horizonte und Trends” äusserten sich zum Jahresbeginn traditionell Vertreter und Vertreterinnen von Pensionskassen, der Sozialpartner sowie Anlagespezialisten über Lage und Aussichten der Beruflichen Vorsorge. Dabei wurden auch aktuelle Angaben zur Finanzierungssituation von PKs bekannt. Vera Kupper Staub, Anlagechefin der Stadtzürcher Pensionskasse, liess wissen, dass der Deckungsgrad ihrer Kasse letztes Jahr von 130 auf 105 Prozent gesunken ist. Die Kasse hat vor Jahresfrist die Vorsorgewelt mit der Nachricht überrascht, dass sie die Altersguthaben mit 9,5% (!) verzinsen werde. Da haben offensichtlich die verantwortlichen Gremien die Leistungsfähigkeit ihrer Kasse überschätzt und trotz der bereits erkennbaren Probleme auf den Kapitalmärkten allzu grosszügig agiert. Dem Anlagereglement folgend wurde im Oktober die Aktienquote reduziert, um das Unterdeckungsrisiko zu verringern. Allerdings kann die Kasse mit dem reduzierten Aktienanteil das Leistungsziel nicht erreichen, muss also früher oder später ihren Aktienanteil wieder ausbauen oder aber die Leistungen reduzieren. Laut Kupper können unter den gegebenen Umständen auch die Kosten der Langlebigkeit nicht mehr aus den Finanzerträgen finanziert werden. Schliesslich äusserte sie sich skeptisch zu der zunehmenden Entsolidiarisierung in den Pensionskassen, welche auch die Risikofähigkeit beeinträchtigen. Kritische Worte waren von ihr auch über die sehr limitierte Möglichkeit zum Einbezug der Rentner in Sanierungsmassnahmen zu hören, die sie als “unglücklich” bezeichnete.

An einer kritischen Schwelle steht die Pensionskasse der Post mit einem Deckungsgrad von knapp 90 Prozent. Françoise Bruderer, Geschäftsführerin der Kasse, führte aus, dass im laufenden Jahr das Rebalancing auf den Aktienanlagen ausgesetzt worden sei. Die Aktienquote ist dabei von 28 auf 20 Prozent zurück gegangen.

In einer Diskussion mit den Sozialpartnern plädierten diese für eine Zurückhaltung der Aufsichtsbehörden bei der Anordnung von Sanierungsmassnahmen. Dabei kam auch das Argument zur Sprache, dass der Bund nicht gleichzeitig milliardenschwere Rettungspakete für Privatunternehmen schnüren könne und gleichzeitig bei unterdeckten Pensikonskassen massiv durchgreifen. Die Antwort auf die Frage, was die beiden Dinge miteinander zu tun haben sollen, wurde allerdings weder gestellt noch beantwortet. Erfreulicherweise lehnten sowohl Colette Nova (Gewerkschaftsbund) und Roland Müller (Arbeitgeber) staatliche Interventionen oder gar Stützungsmassnahmen für die Pensionskassen ab.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde schliesslich der Versuch einer Prognose für das laufende Jahr unternommen. Er gipfelte in der Feststellung, dass vielleicht möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung einsetzen könne oder auch nicht, dass wir mittelfristig wohl mit höheren Ölpreisen zu rechnen haben und eventuell die jetzigen deflationären Tendenzen von inflationären abgelöst werden. Trotz der aktuell freundlichen Börsenverfassung wurde von Engagements eher abgeraten gleichzeitig aber auch feststellt, dass die Aktien vielleicht nie mehr so billig sein werden wie heute.