imageDie Senkung des Mindestzinssatzes bringt nichts, kritisiert Avadis-Geschäftsführer Christoph Oeschger  in einem Interview mit der HandelsZeitung. Viel effizienter wäre ein Verzicht auf den Zinssatz. Alternativen Anlagen wie Hedge-Fonds sagt der Pensionskassenspezialist düstere Zeiten voraus. Auszüge aus dem Interview.

Müssen Pensionskassen saniert werden?

Oeschger: Die Sanierung von Pensionskassen könnte leider zum Thema des Jahres 2009 werden. Ein substanzieller Teil der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen war Ende Oktober unterdeckt. Wir gehen davon aus, dass die Situation ähnlich sein wird wie 2002. Eine Sanierung kann für die einzelnen Versicherten brutal sein. Aber wenn die Märkte nicht die erwartete Entwicklung bringen, gehört es zum professionellen Führen einer Pensionskasse, schnell aktiv zu werden.

In den letzten Jahren investierten die Pensionskassen viel Geld in alternative Anlagen, also Hedge-Fonds, Private Equity, Immobilien oder Rohstoffe. Wird sich dieses Anlageverhalten wieder ändern?

Oeschger: Ja. Insbesondere die Hedge-Fonds stehen wohl vor einer Zäsur. Viele Verantwortliche nahmen Hedge-Fonds oder Absolute-Return-Produkte ins Portefeuille, weil sie als krisenresistenter galten. Jetzt machen sie sich Gedanken darüber, ob die Fonds brachten, was man sich von ihnen versprach. Meine Vermutung ist, dass nicht alle Pensionskassen diese Frage mit Ja beantworten werden. Hedge-Fonds liefen zwar etwas weniger schlecht als Aktien, aber das wird vielen Pensionskassen nicht reichen. Dazu spielen andere Argumente eine Rolle: Wer in Hedge-Fonds investiert, ist in den Medien viel eher ein Thema, ausserdem gibt es wohl auch moralisch gewisse Bedenken. Sogar erfolgreiche Hedge-Fonds werden darum massiv unter Druck geraten.

Der Bundesrat hat soeben den BVG-Mindestzins auf 2% gesenkt. Nimmt das etwas Druck weg?

Nein, die Senkung des Mindestzinses bringt überhaupt nichts.

Weshalb?

Oeschger: Ob eine Pensionskasse ein Viertelchen mehr oder wenig verzinsen muss, spielt finanziell keine Rolle. Sicher, es bringt viel, ein Zeichen zu setzen, man kann zeigen, dass es schlecht steht. Aber ich frage mich schon: Ist es richtig, dass gewisse kluge Leute einige Mal im Jahr um einen runden Tisch sitzen und diskutieren, ob ein Satz von 1,75 % besser wäre als einer von 2,0%?

Könnte man den Mindestzins streichen?

Oeschger: Die Pensionskassen können mit dem Mindestzins leben, aber selbstverständlich, man könnte ihn streichen. Der beste Zins wäre der Nullzins. Dann würden die Pensionskassen einfach weitergeben, was sie verdient haben.

Handels-Zeitung