Umfragen haben gezeigt, dass die Schweizer Pensionskassen die Börsenkrise der Jahre 2001/02 mehrheitlich passiv über sich haben ergehen lassen. Man hat den Absturz ohne grössere Aenderungen des Wertschriftenportefeuilles "ausgesessen" und damit allerdings vom Aufschwung insbesondere im 2005 auch wieder profitiert. Eine von der Socité Générale gesponserte Studie der Universität St. Gallen (Prof. Manuel Ammann und Andreas Zingg) zeigt nun auf, dass ein dynamisches Anlageverhalten zu besseren Ergebnissen führt als eine blosse Buy and Hold-Strategie und dies wird anhand der konkreten Daten auch quantifiziert. Im Detail analysiert wurden vier unterschiedliche dynamische Strategien. Festgehalten wird in der Studie aber auch, dass die Vorteile einer dynamischen Strategie nur mit einer disziplinierten und "massgeschneiderten" Umsetzunge erzielt werden können. Nur so lässt sich das Risk-Return Spektrum potentiell optimieren und eine relevante Alternative zu statischen Strategien begründen.
Die Studie geht auch auf den vom Bundesrat festgesetzten Mindestzins ein. Die Autoren der Studie bezeichnen es dabei als "merkwürdig, dass Gewinngarantien an jene Personen abgegeben werden, welche gleichzeitig das Investitionsrisiko zu tragen haben". In dieser Formulierung wird das Paradox sehr offensichtlich. Entsprechend plädieren sie auch für die Abschaffung dieses Instruments.
Wenig glücklich sind die Autoren über die Reaktionen in den Medien nach der Präsentation der Studie. Sie bezeichnen sie als teilweise irreführend oder sogar schlicht falsch. Es sei ihnen nie darum gegangen, das Anlageverhalten der Schweizer Pensionskassen zu qualifizieren. Einziges Ziel der Studie sei gewesen, dynamische Anlagestrategien im aktuellen regulatorischen Umfeld zu untersuchen. In der aktuellen, aufgezeizten Stimmung scheint nun aber offensichtlich jeder Anlass willkommen, in irgend einer Form Kritik an den Pensionskassen zu üben. Zusammenfassung im Anhang.
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Zusammenfassung
Gemäss BVG müssen Schweizerische Pensionskassen auf dem obligatorischen Vorsorgekapital jährlich einen bestimmten Mindestzins garantieren. Um eine bestimmte Minimalrendite jedes Jahr mit 100%-iger Sicherheit ausbezahlen zu können, schlägt die finanzwissenschaftliche Theorie eine prozyklische dynamische Investmentstrategie vor. Schweizer Pensionskassen haben in der Vergangenheit eher statische Investmentstrategien verfolgt. Im Gegensatz zu statischen Strategien werden statische Strategien nicht an die aktuelle Risikofähigkeit der Kassen angepasst.
Die Studie geht der Frage nach, ob dynamische Anlagestrategien für Schweizer Pensionskassen attraktiv sein können. Dazu werden 4 dynamische Anlagestrategien analysiert und mit einer vollkommen statischen Buy-and-Hold Strategie verglichen. Untersucht werden eine klassische Portfolio Insurance mit Calloptionen, 2 verschiedene CPPI Strategien und ein Straddle-ähnliches Produkt, welches positive Payoffs bei steigenden und sinkenden Aktienmärkten generieren kann. Die Analyse und Beurteilung der verschiedenen Investmentstrategien basiert auf einer Monte Carlo Simulation für eine hypothetische Pensionskasse. Die Beurteilung der Rendite der verschiedenen Strategien basiert auf der erwarteten Wachstumsrate des Deckungsgrades. Zur Beurteilung des Risikos wird das Ausfallrisiko nicht nur am Ende der Simulation sondern während der ganzen Simulation erfasst. Als Kriterium wird deshalb der erwartete maximale Ausfall der Strategien herangezogen.
Die Studie zeigt, dass dynamische Anlagestrategien durchaus eine attraktive Alternative zu statischen Anlagestrategien sein können. Gemessen an den beschriebenen Kriterien zur Beurteilung der Rendite und des Risikos haben dynamischen Anlagestrategien das Potential ein attraktiveres Rendite-Risiko Spektrum zugänglich zu machen als es durch eine vollkommen statische Buy-and-Hold Strategie möglich ist. Für jedes akzeptables Risiko – gemäss unseren Shortfall-basierten Risikodefinition – gibt es in unserem Modell eine dynamische Strategie, welche eine höhere Rendite erwarten lässt als eine vollkommen statische Buy-and-Hold Strategie.
Wir kommen zum Schluss, dass Schweizer Pensionskassen die Umsetzung von dynamischen Anlagestrategien prüfen sollten. Im konkreten Fall darf sich die Beurteilung jedoch nicht nur auf Rendite und Risiko beschränken. Es müssen zusätzliche Faktoren, insbesondere Transaktionskosten und die Sicherstellung eines disziplinierten Umsetzungsprozesses, in die Beurteilung mit einfliessen. Dynamische Strategien sind jedoch kein Allheilmittel zur Lösung der aktuellen Probleme mit denen viele Pensionkassen in der Schweiz konfrontiert sind. Vielmehr sind Anpassungen der regulatorischen Rahmenbedingungen notwendig, um die Stabilität des Systems langfristig zu gewährleisten.