Laut einem Bericht des TV-Wirtschaftsmagazins Eco verfügen die SBB über grosse Reserven bei ihrem Immobilienbesitz, der für die Sanierung der Pensionskasse genutzt werden könne.
Medien
Sonntags-Blick: “Müssen die Renten gekürzt werden?”
“Den Schweizer Pensionskassen geht die Luft aus. Gemäss einer Umfrage des Schweizerischen Pensionskassenverbandes (Asip) haben sie in den vergangenen zehn Jahren auf allen Anlagekategorien im Schnitt eine Rendite von 1,1 Prozent erzielt. Im gleichen Zeitraum mussten sie ihren Versicherten den gesetzlichen Mindestzins von durchschnittlich 2,9 Prozent gutschreiben. Folge: Die Altersguthaben der künftigen Rentner steigen schneller als das vorhandene Kapital. Doch es kommt noch schlimmer: Auf diesen überhöhten Guthaben müssen die (meisten) Kassen Jahresrenten von 6,8 Prozent auszahlen (6800 Franken Rente pro 100000 Franken Sparkapital). Dazu brauchen sie in Anbetracht der gestiegenen Lebenserwartung eine Rendite von 4,9 Prozent viermal mehr, als sie effektiv erzielt haben”, schreibt Werner Vontobel im Sonntagsblick, und fährt fort: “Das kann nicht aufgehen”.
VPS: Verzeichnis der Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen
Der Verlag VPS hat die erste Ausgabe eines Verzeichnisses der Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen herausgegeben. Für alle Unternehmen, die ihre Vorsorgesituation überprüfen oder einen Wechsel ins Auge fassen, ein höchst wertvolles Hilfsmittel mit allen wichtigen Infos zu rund 30 unabhängigen Sammelstiftungen und 7 Sammelstiftungen von Versicherungen. Das Verzeichnis wird ergänzt mit einer Check List, die beim Wechsel eines Anschlusses abzuhaken ist.
NZZ: “Pensionskassen liefern mehr Informationen”
Vor allem grössere Pensionskassen haben in den vergangenen Jahren ihre Kommunikation im Internet stark ausgebaut. Die zunehmende Transparenz sollt ein Ratings und Beurteilungskatalogen Eingang finden, schreibt Werner Rutsch von Axa Investment in der NZZ.
Cash: Interview mit Werner Hertzog (Publica)
In einen Interview mit Cash äusserte sich Werner Hertzog, Direktor der Bundespensionskasse Publica, zu Asset Management, dem Milizsystem, Umwandlungssatz, Mindestzins und seinem persönlichen Anlageportefeuille (Sparbüchlein). Ein Auszug:
Jetzt reden bei den Pensionskassen ja neuerdings auch die Stimmbürger drein. Wie schlimm ist das Nein zur Senkung des Umwandlungssatzes für Neurenten auf 6,4 Prozent bis 2016 für die Pensionskassen?
Die Leute, die das Referendum ergriffen hatten, machten dem Volk weiss, man könne etwas sehr Weitreichendes entscheiden. Doch das Volk hat nur über das Obligatorium entschieden. Der nun nicht gesenkte Umwandlungssatz betrifft nämlich nur die obligatorischen Leistungen. Im überobligatorischen Teil der Versicherung darf der Umwandlungssatz auch tiefer angesetzt werden. Publica etwa hat deshalb bereits heute einen gemischten Umwandlungssatz von 6,53 Prozent im Alter 65 und liegt damit unter den für 2010 vorgeschriebenen 7 Prozent für den obligatorischen Teil.
Das heisst, das ganze Theater um den Umwandlungssatz war eine Alibiübung?
Im Prinzip war es Unsinn, den Umwandlungssatz dem Volk vorzulegen. Es war aber auch Unsinn, dass das Parlament den Umwandlungssatz fürs Obligatorium festlegt. Die Leistungsziele im Beitragsprimat sind über die Beiträge zu steuern.
Wieso ändert man das Gesetz nicht?
Daran haben Parlamentarier kein Interesse. Mit dem Umwandlungssatz lässt sich wunderbar Politik machen. Zudem gibt sich auch die Politik der Illusion hin, etwas Wichtiges entscheiden zu können. Einige Politiker haben noch nicht gemerkt, dass viele Kassen via Überobligatorium einen Weg haben, die politischen Entscheide zu umgehen.
Was wäre die Alternative?
Das Beste wäre trotz allem, man würde die Verantwortung und die Haftung den paritätischen Organen der Pensionskassen überlassen. Die Verwendung eines realistischen technischen Zinssatzes, der richtigen Sterbetafeln und eines angemessenen Umwandlungssatzes sind grundlegend für die Stabilität einer Pensionskasse. Wenn die Grundlagen veraltet sind, werden systematische Verlustquellen geschaffen.
Wie viel Verlust macht die Publica wegen der veralteten Grundlagen?
Rund 90 Millionen Franken pro Jahr. Das ist zwar nicht viel im Vergleich mit unserer Bilanzsumme von rund 32,5 Milliarden Franken. Aber diese Verluste sind systematisch. Wir verlieren so jedes Jahr rund 0,3 bis 0,4 Prozent Deckungsgrad. Es kommt deswegen nicht sofort zum Chaos, dafür aber umso sicherer, wenn die Grundlagen nicht angepasst werden.
CHSS: Aktuelle finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen
“Die erhobenen Daten zur finanziellen Situation der Vorsorgeeinrichtungen liegen jeweils mit einiger zeitlicher Verzögerung vor. Darum hat das Bundesamt für Sozialversicherungen ein Modell entwickelt, mit dem der jeweils aktuelle Stand wesentlich schneller abgeschätzt werden kann, heisst es in einem Beitrag von Thomas Borek in der Soziale Sicherheit CHSS Nr. 4/2010 des BSV.
Basis dieser Schätzungen sind die in der Pensionskassenstatistik 2008 erfassten Angaben zum Vorsorgekapital, zu den verwendeten Zinssätzen und zur Vermögensaufteilung der einzelnen Vorsorgeeinrichtungen. Für jede Kasse wird daraus einerseits die erwartete Sollrendite und andererseits – anhand des Verlaufs relevanter Kapitalmarkt-Indizes – die erwartete Anlagerendite für die beobachtete Periode geschätzt. Damit lässt sich die aktuelle finanzielle Lage sämtlicher in der Pensionskassenstatistik erfassten Vorsorgeeinrichtungen prognostizieren.
Zur aktuellen Lage wird festgestellt: Der kapitalgewichtete Deckungsgrad der registrierten Vorsorgeeinrichtungen hat im April 2010 wieder das Niveau von Ende 2004 erreicht (s. Grafik). Jedoch haben die Kursverluste im Juni dieses Jahres den Aufwärtstrend gebremst. Zudem befinden sich Ende Juni 2010 immer noch gut ein Viertel der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie in Unterdeckung, und die Mehrheit der Kassen weist einen Deckungsgrad unter 110 Prozent auf und verfügt demzufolge noch nicht über genügend Wertschwankungsreserven, um einen neuerlichen Rückschlag an den Finanzmärkten auffangen zu können.
NZZ: Replik zum Thema Solidaritäten im BVG
Roger Leibundgut, Aktuar SAV und PK-Experte (Allvisa), und Roger Baumann, Aktuar SAV, haben eine gemeinsame Entgegnung auf einen Beitrag von Prof. Olaf Meyer in der NZZ vom 30.7.2010 verfasst, in der sie auf den von Meyer entwickelten Vorwurf der intransparenten Umverteilung und deren unerwünschte Folgen in der 2. Säule eingehen. Ihr Fazit: “Der Preis für ein unter dem Strich besseres Risiko-Rendite-Verhältnis ist also die Zwangsgemeinschaft in einer durch den paritätisch gewählten Stiftungsrat gelenkten Pensionskasse. Bei allem Verständnis für den ökonomischen Individualisierungs-Reflex sollte in der beruflichen Vorsorge, einer gelungenen Kombination von Kapitaldeckung und gesunder Solidargemeinschaft, das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden.”
In seiner Dublik wiederholt Meyer weitgehend seine Position, die das Heil in einer weitestgehenden Individualisierung von Anlage und Risikoabsicherung sucht. Die Erfahrungen in den USA mit den 401k-Plänen sind diesbezüglich aber nicht eben vielversprechend.
Gérard Fischer: «Vorsorge ist attraktiver als Fonds»
Gérard Fischer, CEO der Swisscanto-Gruppe, will gemäss einem Interview in der Handelszeitung künftig stärker auf den Vorsorgebereich setzen, weil er dort mehr Potenzial sieht als im angestammten Fondsgeschäft. Zudem fordert Fischer, dass die Grossbanken ihre faktische Staatsgarantie zumindest abgelten.
Das wichtigste Standbein von Swisscanto sind die Anlagefonds. Wird dies in fünf Jahren auch noch der Fall sein?
Fischer: Von den rund 58 Mrd Fr. verwalteten Vermögen entfallen etwa zwei Drittel auf Retailkunden und ein Drittel auf Institutionelle. Das institutionelle Geschäft wächst stärker als das Retailgeschäft. Zum institutionellen Geschäft zählt auch die Vorsorge. Die berufliche Vorsorge und die Produkte, die wir dazu mit der Anlagestiftung und der Sammelstiftung bereitstellen, tragen einen massgeblichen Teil zum Gewinn der Gesellschaft bei. Vor allem die Anlagestiftung und die Sammelstiftung bieten viel Potenzial. Dieses wichtige Geschäft wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
Wie wird die Zusammensetzung in fünf Jahren aussehen?
Fischer: Das Vorsorgegeschäft ist attraktiver als das Fondsgeschäft. Es bietet mehr Potenzial, weshalb wir das Geschäft in Zukunft stärker ausbauen wollen. Anlage und Vorsorge gehören zusammen, weil Vorsorge ohne Anlegen nicht möglich ist. Ich erwarte, dass das Vorsorgemotiv für die Anlagen stärker wächst als das traditionelle Geschäft, das immer neue exotische Anlageideen sucht.
Werden jetzt vor allem im Vorsorgebereich neue Stellen geschaffen?
Fischer: Wir haben für das aktuelle Geschäftsjahr (per Ende Juni) 17 zusätzliche Stellen vorgesehen. Diese werden vor allem im Risikomanagement und in Compliance sowie im internationalen Fondsvertrieb geschaffen.
SR DRS zur 2. Säule: “Auf Kosten der Nachbarn” …
Das “Echo der Zeit” auf Radio DRS hat am 8.8.2010 einen Beitrag zur 2. Säule ausgestrahlt unter dem Titel “Schweizer Pensionskassen: oft bestaunt, nie kopiert”. Die vier Minuten wurden genutzt für allerhand Merkwürdigkeiten; die auftretenden Experten: Prof. Bernd Schips und Rudolf Rechsteiner. Rechsteiner will die 2. Säule reduzieren und gleichzeitig die AHV ausbauen, weil die reichere Hälfte der Schweizer total überversichert sei und es nie zu einem Vermögensabbau komme. Kein anderes Land habe so grosse Vermögen für die Vorsorge pro Kopf im Ausland angelegt (was natürlich nicht zutrifft). Das gehe auf Kosten (!) der Nachbarn. Auch Schips meinte, ein Land wie Deutschland könne das Modell nicht anwenden. Reporterin Barbara Widmer glaubte, das angebliche “Ungleichgewicht” mit den Folgen der in den USA ausgelösten Finanzkrise belegen zu können. Schips empfahl, verstärkt in Infrastruktur und Bildung statt im Ausland zu investieren. Fazit der Sendung: “ein gewisses Reformbedürfnis besteht”.
Unser Fazit: in ihrer Gesamtheit ist die Sendung reiner Humbug. Schips und Rechsteiner als Experten zu höchst unklar formulierten Thesen und vagen Themen Stellung nehmen zu lassen, kann zu nichts führen. Wie stellt sich der Professor vor, dass PKs in Bildung investieren sollen? Und warum ist die Abhängigkeit unserer Vorsorge von ausländischen Anlagen “nicht nachhaltig”? Unsere ganze Volkswirtschaft ist massiv vom Ausland abhängig. Wo ist der Unterschied? Da wurde eine merkwürdige Kirchturmpolitik gepredigt, die mehr mit verblasener Ideologie als mit der Realität zu tun hat.
Aber wenn Sie mögen, hören Sie selbst.
Sendung auf DRS / Abspielen – Download
Reformen zur 2. Säule: Monika Bütler und Rudolf Strahm
Der Zürcher Oberländer hat Monika Bütler, Professorin an der Uni St.Gallen, und Rudolf Strahm, alt NR, um Stellungnahmen zu sechs Reformvorschlägen zur beruflichen Vorsorge gebeten. Die Themen lauten: Standardisierte Kapitalanlagen, PK-Zusammenlegung, Bildung eines Staatsfonds, freie PK-Wahl, Direktanlage durch die Versicherten in Staatsanleihen, Legal Quote.
Die Themen und Fragestellungen muten teilweise realitätsfremd bis exotisch an. Die Antworten des Herrn Strahm teilweise ebenfalls. Er hantiert unverdrossen mit der “politischen Macht der Privatassekuranz”, welche viele Reformen verhindere. Bütler überrascht hingegen mit ihrer Sympathie für die Idee eines Staatsfonds nach norwegischem Muster als Ergänzung zum bestehenden System, ohne dass dies aber weiter ausgeführt würde. Beide halten hingegen nichts von der freien PK-Wahl, dafür findet Strahm Geschmack an der Vorstellung, dass die Versicherten ihre Vermögen selbst in Schweizer Staatsanleihen anlegen. Aber natürlich weiterhin mit einem garantierten Mindest-UWS von 6,8%, nehmen wir an.
BaZ: Expertenstreit um Sanierungsmodelle
Die Basler Zeitung beschreibt in einem Beitrag von Alexander Saheb einige der in der aktuellen Diskussion befindlichen Modelle zur nachhaltigen Sanierung von Vorsorgeeinrichtungen unter Beizug der Pensionierten. Eingegangen wird u.a. auf das von Olivier Deprez vorgestellte System eines Rentnerbeitrags (etwas arg verkürzt) oder das Modell mit Basis- und Bonusrente wie es auch von Othmar Simeon von der Swisscanto oder in ähnlicher Art vom ASIP im “neuen BVG” empfohlen wird. Behandelt werden auch die unterschiedlichen Interessen von jüngeren und älteren Versicherten bezüglich Minderverzinsung und Sanierungsbeiträgen. Zu Wort kommen mit einer Beurteilung der Vorschläge Dieter Stohler von der PKBS und Hans-Peter Simeon von der PKBL.
BSV: BV Mitteilungen Nr. 119
Die Mitteilungen des BSV über die berufliche Vorsorge Nr. 119 enthalten Stellungnahmen zur Umsetzung der Strukturreform sowie zur WEF (kein Vorbezug für Wohnmobile etc.). Zudem wird über diverse Rechtsfälle berichtet. Bezüglich Strukturreform geht das BSV insbesondere auf den Umgang mit Neugründungen von VE bis Ende 2011 ein.
NZZ aS: «Alle Zutaten für eine Immobilienblase»
Der Chef der Finanzmarktaufsicht, Patrick Raaflaub, warnt in einem Interview mit der NZZ am Sonntag vor einer zu laschen Vergabe von Hypotheken. Raaflaub: “Die Situation ist seit Monaten auf dem Radar. Wir haben momentan in der Schweiz alle Zutaten für eine kräftige Immobilienblase: extrem tiefe Zinsen, den Glauben der Leute, Immobilien seien praktisch risikolose Anlagen, eine grosse Nachfrage und stark steigende Preise zumindest in einigen Regionen. Wir sind verpflichtet, genau hinzuschauen.
NZZ: Verflixtes zweites Börsenhalbjahr
Die Börsen sind seit längerem auf Talfahrt. Die Unsicherheit ist gross. Ist der Pessimismus übertrieben, oder müsste man sich tatsächlich vermehrt Sorgen machen? Eine Umfrage bei Banken an der Zürcher Bahnhofstrasse zeigt: Die Meinungen liegen weit auseinander.
Zehn Fragen zum zweiten Börsenhalbjahr
1. Frage: Berichtssaison zweites Quartal?
2. Frage: Bewertungen und Gewinnerwartungen?
3. Frage: Welche Region ist am attraktivsten?
4. Frage: Wie wird das zweite Halbjahr?
5. Frage: Bullen oder Bären als Sieger?
6. Frage: Was gibt Auftrieb?
7. Frage: Was verursacht Abwärtsdruck?
8. Frage: Der «ideale» Einstiegszeitpunkt?
9. Frage: Wo lauern Schwarze Schwäne?
10. Frage: Wo liegt der SMI Ende Jahr?
Wer soll in die Oberaufsichts-Kommission?
Redaktor Werner Enz von der NZZ stellte mit Bezug auf die AWP-Tagung vom 1.7.10 Überlegungen zur beschlossenen Oberaufsichtskommission und der Kantonalisierung der Aufsicht an. Er schreibt u.a.: “Didier Burkhalter steht vor der Herausforderung, bei der Vorbereitung der Wahlgeschäfte zur Bestellung der BVG-Oberaufsichtskommission Klartext zu sprechen. Was sind die Qualifikationen, die in diesem Gremium vertreten werden sollen? An der AWP-Fachtagung herrschte die Meinung vor, es brauche integre Persönlichkeiten, die gleichzeitig profunde Kenner der Materie seien. Es ist wohl nicht ganzeinfach, erfahrene Praktiker mit Durchblick für diese Aufsichtstätigkeit zu gewinnen, wenn sie dafür in ihrem Beruf, der Beratung von Pensionskassen, zurückstecken müssen. Vor allem aber wird auf Bundesebene darauf zu achten sein, dass bunte Vögel, die auch in der Welt des Vorsorgesparens herumfliegen, nicht einfach auf Kantone mit laxer Aufsicht ausweichen. In der Sprache der Ökonomen wird ein derartiger Vorgang regulatorische Arbitrage genannt. Sie gilt es zu verhindern.