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Wer gewinnt und wer verliert mit der Rentenreform? Neue Zahlen zeigen die Folgen fürs Portemonnaie: Ein wichtiger Faktor ist das Geburtsjahr, schreibt Albert Steck in der NZZaS. Im Artikel  heisst es:

Die «NZZ am Sonntag» verschiedene Beispiele durchgerechnet. Sie zeigen, welche Gruppe gewinnt und welche verliert. Entscheidend sind dabei vor allem drei Faktoren: das Geschlecht, das Alter (und hier besonders das Geburtsjahr 1974) sowie das Einkommen.

Die Berechnungen basieren auf Daten des Bundesamts für Sozialversicherungen. Sie beschränken sich auf die im Gesetz definierten Minimalleistungen – viele Pensionskassen gehen aber darüber hinaus. Ebenfalls ausgeklammert ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0,6%, weil sie je nach Konsumverhalten sehr unterschiedliche Kostenfolgen hat. Diese Steuererhöhung bringt der AHV Mehreinnahmen von rund 2 Mrd. Fr. pro Jahr. (…)

Wer Jahrgang 1974 hat, muss bis zur Pensionierung zusätzliche Vorsorgebeiträge von 11’100 Fr. entrichten. Weil aber die Besitzstandsgarantie wegfällt, sinken die Rentenzahlungen um total 9600 Fr., wenn die Person nach der Pensionierung noch 20 Jahre lebt. Über die gesamte Lebensdauer bedeutet dies eine Verschlechterung von 20’700 Fr. (11’100 Fr. plus 9600 Fr.). Das Beispiel zeigt, wie gross der Rentenknick ab dem Jahrgang 1974 ausfällt: Die finanzielle Differenz zu einer Person mit Geburtsjahr 1969 beträgt nicht weniger als 29’900 Fr.

Diese Besitzstandsgarantie kostet kumuliert 6 bis 8 Mrd. Fr. Die Finanzierung erfolgt über höhere Lohnbeiträge für alle Erwerbstätigen über die nächsten 20 Jahre, bis die gesamte «Übergangsgeneration» pensioniert ist. (…)

Eine Rentenreform kommt nicht um finanzielle Opfer herum. Die entscheidende Frage lautet daher, wie diese Lasten auf die verschiedenen Bevölkerungsgruppen verteilt werden sollen: zwischen den Geschlechtern, den Einkommensklassen sowie zwischen den Generationen.

Bei diesem letzten Kriterium plant die Vorlage vom 24. September eine klare Zäsur: Personen bis und mit Jahrgang 1973 profitieren als «Übergangsgeneration» von einer Besitzstandsgarantie. Wer jünger ist, wird deutlich schlechter gestellt. Dieser Rentenknick ab Jahrgang 1974 hat in der politischen Debatte jedoch kaum für Aufsehen gesorgt.

Das mag daran liegen, dass sich die Jüngeren unter 43 noch wenig für die eigene Vorsorge interessieren. Oder sie hoffen darauf, dass sie bei einer späteren Reform, als nächste «Übergangsgeneration», dereinst auch eine Besitzstandsgarantie durchsetzen können.

  NZZ   / Kritik Wermuth am Artikel NZZ