Es besteht kein Zweifel: die Schweiz ist ein reiches Land. Aber was heisst das genau? Internationale Vergleiche beziehen sich häufig auf das BIP pro Kopf als Mass für den Wohlstand. Spätestens seit vergangenem Jahr, als sich das irische BIP schlagartig um 30% erhöhte, wurde jedoch klar, dass dieses Mass irreführend sein kann, besonders in kleinen Ländern. Der massive Anstieg war bloss auf eine Umschichtung einiger Bilanzpositionen von amerikanischen multinationalen Konzerne zurückzuführen, was freilich wenig mit dem tatsächlichen Wohlstandsniveau der Bevölkerun zu tun hat.

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Eine valable, wenn auch noch weitgehend unbekannte Alternative zum BIP gäbe es aber:  Der effektive Individualkonsum. Im Gegensatz zum BIP bezieht sich der effektive Individualkonsum, nicht auf die Produktion, sondern auf den Verbrauch der ansässigen Bevölkerung. Im Individualkonsum enthalten ist auch der Verbrauch von Dienstleistungen und Gütern, welche zwar vom Staat angeschafft werden, aber dessen Konsum klar Personen zugeordnet werden kann. Dazu gehören beispielsweise Krankenhausdienstleistungen oder Wohnsubventionen.

In einigen europäischen Staaten ist der Unterschied zwischen BIP und effektiven Individualkonsum unerheblich. Dies gilt jedoch nicht für kleine, stark globalisierte Länder, die zu einem wichtigen Handelsplatz für multinationale Unternehmen geworden sind. Dazu gehören Irland, Luxemburg und eben auch die Schweiz.

Im Jahr 2015 lag beispielsweise das BIP pro Kopf in der Schweiz 70% höher als in Italien. Vergleicht man allerdings den effektiven Individualkonsum, sind die Wohlstandsunterschiede zwischen den zwei Nachbarländern nur noch halb so gross (+29%). Auch liegt das Konsumniveau in der Schweiz nur leicht höher als in Österreich oder in Deutschland (siehe Grafik). In Europa zumindest, verfügt unser Land also nicht über ein Wohlstandsmonopol.

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