finews berichtet über Fälle, bei denen Banken nicht nur die anfallenden Negativzinsen ihren institutionellen Kunden verrechneten, sondern dies auch gleich noch mit einer Marge zu ihren eigenen Gunsten taten. finews schreibt dazu:

So sagte der Präsident einer Schweizer Lebensversicherung im Gespräch: «Die Zinsen werden zum Teil nicht nur eins zu eins weitergegeben, sondern mit Marge.» Diese sei in Einzelfällen unverschämt hoch: «Für Portfolios mit hoher Liquidität werden für die Abrechnung des Negativzinses bis zu 3 Prozent verlangt. Da wird regelrecht Marge geschaufelt.» (…)

Von Seiten der Bankkunden wollte sich niemand der Betroffenen offen gegenüber finews.ch äussern. Das ist nicht erstaunlich: Niemand möchte riskieren, eine ohnehin schon schwierige Bankbeziehung noch mehr zu belasten. Und ein institutioneller Kunde, der keinen Negativzins bezahlt, behält diesen Vorteil lieber für sich.

Betroffene Kunden sagten zudem, Banken würden teilweise Negativzinsen weiterverrechnen, obwohl sie der SNB diese nicht entrichten müssten, da sie eine hohe Freigrenze auf ihren Guthaben hätten. Dies seien insbesondere grosse Institute, die aufgrund ihrer Geschäftspalette mehr Spielraum hätten, ihre Eigenmittelbasis zu steuern.

Diese Aussagen institutioneller Kunden sind schwer überprüfbar: Erstens wollen sie weder ihren noch den Namen ihrer Bank in der Öffentlichkeit lesen. Zweitens gibt auch die SNB nicht bekannt, welche Banken die Freigrenze übertreffen und Negativzinsen bezahlen und welche nicht.

Hanspeter Konrad, Direktor der Schweizerischen Pensionskassenverbandes ASIP, bestätigt, dass Banken solche Belastungen auch auf Cash-Beständen vornehmen. Das Vorgehen sei «in der Tat äusserst stossend».

Es könne nicht sein, dass Banken auf Kosten der Pensionskassen noch ein Geschäft mit der Weitergabe der Zinsen machten. «Dieses von der SNB ermöglichte ‹Geschäftsmodell› schmälert die Renditen der Pensionskassen und erhöht die Gewinne der Banken», so Konrad.

Diese bezahlten der SNB in den vergangenen zwei Jahren viel Geld: Im Jahr 2015 hat die SNB rund 160 Milliarden Franken Bankguthaben negativ verzinst, was die Banken gesamthaft 1,2 Milliarden Franken kostete. Im vergangenen Jahr dürfte sich der Strafzins der Banken auf über 1,4 Milliarden Franken erhöht haben. 

Bekannt ist zudem, dass von den bedeutendsten vier Schweizer Banken – Credit Suisse (CS), Raiffeisen, UBS und Zürcher Kantonalbank (ZKB) – bis im vergangenen Jahr nur die Raiffeisen der SNB keine Negativzinsen bezahlt hat.

Zu Fragen zum Negativzins-Pricing bleiben die CS und UBS relativ schwammig. Die CS erhebe bei institutionellen Kunden und grossen Firmenkunden eine Guthaben-Kommission, so ein Sprecher. «Die genannten Regelungen werden laufend an die aktuelle Zins- und Marktsituation angepasst.» (…)

Anstatt die von der SNB erhobenen Negativzinsen vollumfänglich an ihre gesamte Kundschaft weiterzugeben, beschränken sich die meisten Banken auf Grosskunden.

Mit anderen Worten: Die Banken müssen Wege finden, die Strafzinszahlung an die SNB quer zu finanzieren. Insofern ist es plausibel, wenn gewisse institutionelle Kunden je nach Liquiditätsvolumen auch mehr als 0,75 Prozent Zins auf ihren Guthaben zahlen müssen. Die Frage ist, ob es auch gerecht ist.

  finews