In der Weltwoche fragt Christoph Mörgeli nach, wo Bundesrat Berset im Kampf gegen AHVplus bleibt. Mörgeli schreibt:

Alain Berset hätte also als Architekt der «Altersvorsorge 2020» allen Grund, energisch und ­engagiert gegen das gewerkschaftliche Abbruchprojekt [AHVplus] anzutreten. Tut er aber nicht. Wahrscheinlich in Absprache mit SP-Präsident Christian Levrat – seinem alten Freiburger Parteifreund – säuselt er nur milde Mahnungen in die Sommerluft. Und verschwindet noch lieber ganz im Sommerloch. Mitten in der heissen Phase des Abstimmungskampfes jettet Berset nach Rio de Janeiro zur Eröffnungszeremonie der Paralympischen Spiele.

Die offizielle bundesrätliche Rede an die Nation zur Vorlage «AHV plus» hielt aus unbekannten Gründen Finanzminister Ueli Maurer (SVP) statt des für dieses Anliegen zuständigen Berset. Für die Befürworter ist es natürlich vorteilhaft, wenn mit Berset nicht ein Linker die linke Initiative bekämpft. Angesichts des voraussichtlich knappen Resultats ist es aber eine Dummheit, wenn nicht der Linke den Linken ernstlich ins Gewissen redet.

Bersets Schweigen zur verheerenden Gewerkschaftsinitiative steht in grellem Kontrast zu den verbalen Ohrfeigen, die er den skeptischen Bürgerlichen etwa im Ständerat oder in der ­zuständigen Nationalratskommission verabreichte. Da suchte er noch so gerne die grosse Bühne des Tages-Anzeigers, um den Vertretern von SVP und FDP «Taktik und Spielchen» vorzuwerfen – ausgerechnet Alain Berset, der Oberstratege bei der Abwahl von Christoph Blocher. Gegen die Reformvorschläge der ­bürgerlichen Mehrheit griff er zur ganz ­grossen rhetorischen Keule und bezeichnete sie als ­«unverantwortlich», «dogmatisch» und «falsch». Solche Wörter würde man von Berset gegen «AHV plus» niemals hören