Jérôme Cosandey schreibt in der Schweizer Personalvorsorge:

Seit der letzten Revision der AHV im Jahr 1997 ist der Gesamtbetrag der Renten für Männer zwischen ihrer Pensionierung und ihrem Tod inflationsbereinigt um 25 Prozent gestiegen. Weil das Rentenalter der Frauen von 62 auf 64 Jahre erhöht wurde, stieg der Betrag bei ihnen nur um 2 Prozent. Gemäss Projektionen des Bundesamtes für Sozialversicherungen wird sich in der ersten Säule bis 2030 ohne Reform ein Defizit von 50 Milliarden Franken kumulieren. Soll eine höhere Lebenserwartung automatisch zu einer längeren Pensionsdauer führen?

Dänemark hat auf diese Frage eine Antwort gefunden. Die Finanzierung der Altersvorsorge soll gesichert werden, indem das Pensionsalter bis 2027 nach und nach auf 67 Jahre angehoben und danach an die Lebenserwartung gekoppelt wird. Falls sich Letztere weiterhin erhöht, wird das Pensionsalter entsprechend angepasst.

Pikantes Detail: Die durchschnittliche Pensionsdauer wird in Dänemark damit auf 14.5 Jahre beschränkt. In der Schweiz geniesst ein Rentner im Schnitt 21 Jahre Pension. Das macht die Schweiz zusammen mit Japan zur Weltmeisterin in Bezug auf die Rentendauer: 17 Länder der OECD haben das Pensionsalter auf 67 oder gar 68 Jahre festgelegt, obwohl die Lebenserwartung in diesen Ländern unter der unsrigen liegt. In 15 weiteren OECD-Staaten liegt das Rentenalter wie bei uns bei 65 Jahren. Doch mit Ausnahme von Japan leben die Menschen in diesen Ländern oft gar sechs bis acht Jahre weniger lang als die Schweizer. (…)

Ein guter schweizerischer Kompromiss bestünde darin, den sauren Apfel zu halbieren oder vielmehr in drei Teile zu schneiden. Gemäss einer simplen Rechnung verbringt man heute 40 Jahre im Job und 20 Jahre in Pension. Könnte man nicht die erlangte höhere Lebenserwartung nach demselben Verhältnis aufteilen? Das hiesse zwar, dass jeder circa vier Wochen später pensioniert würde als seine um ein Jahr älteren Kollegen. Doch trotz dieser verzögerten Pensionierung, die zur finanziellen Sanierung der Vorsorge signifikant beitragen würde, käme jeder Einzelne in den Genuss von rund drei zusätzlichen Wochen in Rente. Für diesen Ansatz hat sich beispielsweise Deutschland entschieden, wo das Rentenalter bis 2024 um jeweils einen Monat und danach bis 2031 um jeweils zwei Monate pro Jahr ansteigt.

  Artikel Cosandey / NZZ zum Thema