Charlotte Jacquemart hat für die NZZ am Sonntag Thomas Schönbächler, Geschäftsführer der kantonalzürcherischen BVK interviewt. Zur Sprache kamen die Themen, die heute alle PKs betreffen, die BVK in ihrer exponierten Stellung aber ganz besonders. Auszüge:

Die Umverteilung von Jung zu Alt ist heute in der zweiten Säule extrem ausgeprägt. Weil an vielen Orten immer noch zu hohe Renten garantiert werden.
Richtig. Die Umverteilung ist enorm. Mein Motto ist deshalb «Back to the roots!» 1985 war das System im Gleichgewicht. Die Rendite von Bundesobligationen garantierte die Verzinsung des Geldes der Arbeitnehmer und die Versprechen an die Rentner. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Jene, die in Rente sind oder gehen, werden krass bevorteilt. Die Jungen werden heute in keiner Weise dafür entschädigt, dass sie das Risikokapital zu Verfügung stellen für zu hohe laufende Renten.

Ihre Kasse geht als eine der ersten sehr konsequent gegen die systemfremde Umverteilung vor. Die Senkung der Renten hat der BVK auch Kritik eingetragen. Einige angeschlossene Firmen haben damit gedroht, die BVK zu verlassen. Wie viele haben das letztlich getan?
Verlassen haben uns nur ganz wenige. In der Gemeinde Schlieren steht die Urabstimmung noch aus. Die Universität Zürich hingegen bleibt bei uns, auch alle Spitäler. Insgesamt haben 67 Anschlüsse ihre Daten bei uns bestellt, um Offerten bei Konkurrenten einzuholen – von rund 450.

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Geht die BVK mit der massiven Senkung des Umwandlungssatzes auf 4,87% ab 2017 nicht zu weit?
Nein. Die Lebenserwartung nimmt alle zehn Jahre um über ein Jahr zu. Wir haben rekordtiefe Zinsen. Und vergessen Sie nicht: Die BVK steckt in einer Unterdeckung. Wir verlangen Sanierungsbeiträge. Dies geschieht via Minderverzinsung. Die Sanierungsbeiträge fliessen damit direkt zu den Pensionierten – wegen der zu hohen Umwandlungssätze, die wir dort anwenden müssen. Das ist extrem stossend. Dadurch, dass wir den Umwandlungssatz um 21% reduzieren, sichern wir das finanzielle Gleichgewicht der Kasse und schützen die junge Generation. Die Jungen werden nicht unbedingt tiefere Renten haben, da sie noch viel Zeit haben, um Geld anzusparen.

  NZZ