imageAWP Soziale Sicherheit hat in Ausgabe 10/2014 den zweiten Teil eines Interviews mit Christoph Curtius, Finanzchef der PKRück, publiziert. Auszüge zu den Themen Solvency II und AHV-Rentenalter.

Soziale Sicherheit: Die Umsetzung von Solvency II ist ein Quantensprung für die Versicherungswirtschaft. Wie wird sich dieser Paradigmenwechsel auf die Branche auswirken?
Curtius: Solvency II wird nun per 1. Januar 2016 nach mehreren Verzögerungen zur Anwendung kommen. Die Erfahrungen verschiedener Marktteilnehmer zeigen, dass aufgrund der ökonomischen Betrachtungsweise der Solvabilität II Vorschriften die Solvenzresultate ein anderes, allenfalls nicht kohärentes Bild mit jenen von Solvabilität I ergeben können.

Was ist die Konsequenz davon?
Auffallend ist, dass Investitionen in Staatsanleihen durch die neuen Vorschriften stark gefördert werden. Letztendlich zwingt hier die Aufsichtsbehörde beziehungsweise ein staatliches Organ die Versicherer, ihre Staatsschulden zu finanzieren. Das kann auch als finanzielle Repression bezeichnet werden.

Wird Solvency II das Produkt-Pricing von PKRück beeinflussen?
Nein. Denn das würde sonst heissen, dass unser Eigenkapital knapp ist. Das ist nicht der Fall. PKRück weist auch unter den neuen Vorschriften eine komfortable Kapitalausstattung auf.

Ist vor diesem Hintergrund die Rückversicherung ein Eigenkapitalsubstitut?
Das kann einer der Gründe für einen Rückversicherungsvertrag sein.

Politiker diskutieren über eine Erhöhung des ordentlichen AHV-Rentenalters. Wird das die Eigenkapitalquote beeinflussen?
Die Eigenkapitalquote betrifft das nur indirekt. Wir haben die Neurentenquote in Abhängigkeit des Alters ermittelt und analysiert. Hier zeigt sich, dass sich das Risiko invalid zu werden sehr stark altersabhängig gestaltet. Da die Invalidisierungswahrscheinlichkeit in der Altersgruppe 60 bis 65 Jahren im Vergleich zu allen anderen Erwerbstätigengruppen besonders hoch ist, scheint dadurch ein relativer Anstieg der IV-Renten unvermeidlich.

Was heisst das konkret?
Experten gehen davon aus, dass eine Erhöhung des AHV-Alters bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen in den kommenden zehn Jahren zu einem Anstieg der IV-Neurenten um 10,9% im Vergleich zum Stand von 2012 führen könnte. Damit würde die Zahl der IV-Neurenten wieder ungefähr auf das Niveau von vor der Umsetzung der 5. IV-Revision ansteigen.