swisscantoDas Herbstgespräch von Swisscanto zur beruflichen Vorsorge drehte sich um das Projekt «Altersvorsorge 2020», die Situation der öffentlich-rechtlichen Pensionskassen sowie aktuelle Anlagefragen. 

Gérard Fischer, CEO der Swisscanto Gruppe, griff das ambitiöse Vorhaben “Altersvorsorge 2020” auf und verwies darauf, dass hier mit viel Aufwand versucht wird, teilweise hausgemachte Probleme wieder zu korrigieren. Die vorgeschlagenen Massnahmen in der beruflichen Vorsorge betreffen die BVG-Minimalkassen und damit rund einen Siebtel der Versicherten. Dort werde mit viel Aufwand und neuen Umverteilungslösungen versucht, Probleme zu beheben, die durch den Mindestzins und den Mindestumwandlungssatz geschaffen worden seien. In der zweiten Säule hingegen werde eine neue Finanzierungslösung vorgeschlagen, die jedoch die Kaufkraft der Löhne und Renten schmälern und damit auch nicht zum Erhalt der Leistungen führen werde. Damit in ein paar Jahren nicht wieder ähnliche Probleme gelöst werden müssen, wäre es notwendig, die politisch geschaffenen Restriktionen abzuschaffen, so dass sich die Vorsorgeeinrichtungen flexibel an die Verhältnisse anpassen und die Leistungen sichern können.

Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands ASIP, wertete das Vorhaben Altersvorsorge 2020 aus Sicht der Vorsorgeeinrichtungen. Der ASIP begrüsst die Stossrichtung der geplanten Reform der Altersvorsorge. Konrad hob hervor, dass es sich um ein ganzheitliches Reformpaket handle, bei dem niemandem etwas weggenommen werde. Im Gegenteil gehe es um die Sicherung der langfristigen Stabilität unserer Altersvorsorge und um die Beendigung der ungerechten Quersubventionierung von aktiven Beitragszahlern zu Rentnern im Bereich der zweiten Säule: «Alle, die bereits jetzt aufgrund von Partikular-interessen das Paket angreifen, gefährden unser Rentensystem auf unverantwortliche Art und Weise. Sollten sie durchkommen, verlieren wir alle», so der ASIP-Direktor.

In einer relativ komfortablen Situation befindet sich derzeit die Publica, Pensionskasse des Bundes. Dieter Stohler, Direktor der Publica, zeigte auf, wie eine öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtung mit Vollkapitalisierung mit einem Bündel von geeigneten Massnahmen auch in schwierigen Verhältnissen langfristig ihr finanzielles Gleichgewicht wahren kann.
Othmar Simeon, Leiter Personalvorsorgeberatung von Swisscanto, präsentierte aktuelle Zahlen zum Deckungsgrad der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen. Per Ende August 2013 erreichten die privatrechtlichen Pensionskassen einen geschätzten vermögensgewichteten Deckungsgrad von 109,3 Prozent, die öffentlich-rechtlichen Kassen ohne Staatsgarantie 101,4 Prozent und die öffentlich-rechtlichen mit Staatsgarantie 75,2 Prozent (praktisch unverändert zu den Angaben per Ende Juni 2013). Simeon stellte gleichzeitig klar, dass der Deckungsgrad zwar nur eine von mehreren Kennzahlen ist, die zur Analyse der finanziellen Stärke einer Vorsorgeeinrichtung herangezogen werden müssen, aber trotzdem klare Unterschiede zwischen den Kategorien aufzeigt. Weitere zu berücksichtigende Faktoren sind zum Beispiel der technische Zinssatz, der Cashflow, das demografische Verhältnis in der Einrichtung, der Rentneranteil am Vorsorgekapital und die Sollrendite.

Peter Bänziger, Chief Investment Officer von Swisscanto, hielt fest, dass den Vorsorgeeinrichtungen angesichts der anhaltenden Unsicherheiten über die künftige Marktentwicklung eine vorsichtige Haltung zu empfehlen ist. Ein absehbarer Politikwechsel bei den Zentralbanken würde zu höheren Zinsen, mehr Volatilität bei den Aktien und damit zu einem erhöhten Druck auf die Performance der Anlagen führen. Basierend auf seiner markttechnischen Bewertung der Anlagekategorien zeigte er schliesslich auf, mit welchen Vermögensallokationen und Risiken die Pensionskassen die angestrebten Soll-Renditen von 3,5 und 4 Prozent erreichen können.