imageProf. Martin Janssen kommentiert in der SonntagsZeitung den bundesrätlichen Bericht über die 2. Säule. Wenig überraschend ist seine Einschätzung vernichtend. Er hält u.a. fest: “Es ist unter Fachleuten bekannt, dass die Neurenten im Obligatorium wegen gestiegener Lebenserwartung und tiefer Kapitalerträge seit Jahren zu hoch sind (heute mehr als 40 Prozent), dass kaum eine Pensionskasse in der Schweiz zu Marktkonditionen – nicht zu irgendwelchen Mondbedingungen! – genügend finanziert ist, dass massiv von den Jungen zu den Alten und von den hohen zu den tiefen Altersguthaben umverteilt wird und dass das Pensionskassensystem wenn überhaupt nur noch mit viel Steuergeldern saniert werden kann.

Und was machen Bundesrat und Verwaltung? Sie legen zwar auf 168 Seiten viele Probleme auf den Tisch, zitieren Forschungsberichte und schlagen Lösungen vor. Aber alle Ansätze, die zu einer Gesundung der 2. Säule beitragen könnten, werden vom Tisch gewischt. Besonders schwierige Fragen
werden nicht diskutiert und an die neue Oberaufsicht über die Pensionskassen delegiert. Und dann werden die Parlamentarier, an die sich der Bericht richtet, man kann es leider nicht anders sagen, angelogen. Da wird behauptet, dass der Zins, zu dem sichere Renten produziert werden können, näher bei 3,5 als bei 4 Prozent pro Jahr liegt, wo doch jeder Finanzchef und auch die Bundmitarbeiter wissen, dass für sichere Zahlungen ein Bruttozins von höchstens 1 Prozent pro Jahr (auf 10 Jahre) gilt. Und alles nur, um die Situation der Pensionskassen zu schönen!

Weiter wird behauptet, ein Mindestumwandlungssetz von 6,4 Prozent pro Jahr trage gestiegener Lebenserwartung und gesunkenen Renditen Rechnung, wo der korrekte Satz doch sicher deutlich weniger als 5 Prozent beträgt. Das ist unerhört und unglaublich. Die Schlussfolgerung ist klar: Wenn die Zukunft der 2. Säule so aussieht, dann hat sie keine Zukunft.